30-03-2025, 08:54 - Wörter:
Veith hatte das Geschehen mit verschränkten Armen aus der Nähe beobachtet, ohne sich einzumischen. Zunächst die wenig erfolgreichen Versuche, bei denen die Prinzessin unsanft auf ihrem Allerwertesten landete, dann das Fass, das sie als wackelige Erhöhung nutzte, um das Dach des Stalls zu erreichen. Doch es half alles nichts. Das junge Mädchen war schlicht zu klein, um einfach so nach oben zu gelangen. Auch als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und sich mit aller Kraft streckte, blieb der Dachvorsprung außer Reichweite. Letztlich griff sie zu einer weiteren, noch gewagteren Maßnahme und besorgte sich in Windeseile einen Schemel, den sie auf das Fass stellte. Das ganze Unterfangen sah mehr als riskant aus und wäre der eine oder andere zart besaitete Bediensteter anwesend gewesen, hätte er wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Doch Veith beobachtete das Spektakel mit der nüchternen Gelassenheit eines Mannes, der wusste, dass Kinder im Norden nicht nur in einer rauen Umgebung aufwuchsen, sondern früh lernten, dass man mit Wagemut und Entschlossenheit oft weiterkam als mit Vorsicht.
Er beschloss daher, dem Schauspiel noch eine Weile zuzusehen, zumindest so lange, bis es wirklich zu gefährlich wurde. Immerhin handelte es sich noch immer um ein kleines Mädchen, das die Folgen ihrer Entscheidungen noch nicht so gut abwägen konnte wie ein erfahrener Nordländer – wobei, wenn er ehrlich war, so mancher erwachsene Nordmann im Suff nicht viel besser darin war. Swantje jedoch war jung und trotz ihres Eifers fehlte ihr noch das Gespür für die Grenzen des Machbaren. Als der Stuhl schließlich polternd zu Boden fiel und sie nun am Dachvorsprung baumelte, seufzte Veith leise und setzte sich schließlich in Bewegung. Ohne Hast überquerte er den Hof, blieb vor den Stallungen stehen und betrachtete die sichtlich angestrengte Prinzessin, die sich da oben festklammerte.
„Darf ich Euch behilflich sein, Prinzessin?“ fragte er schließlich, mit dieser für ihn typischen unwilligen Tonlage, die unmissverständlich klarmachte, dass er eigentlich Besseres zu tun hatte und dass er verdammt genau wusste, dass sie ihn trotzdem brauchen würde. „Lasst los, ich fange euch auf“, fügte er hinzu, mit einer Mischung aus stoischer Geduld und der unausgesprochenen Gewissheit, dass sie ohnehin nicht mehr lange durchhalten würde.
Er beschloss daher, dem Schauspiel noch eine Weile zuzusehen, zumindest so lange, bis es wirklich zu gefährlich wurde. Immerhin handelte es sich noch immer um ein kleines Mädchen, das die Folgen ihrer Entscheidungen noch nicht so gut abwägen konnte wie ein erfahrener Nordländer – wobei, wenn er ehrlich war, so mancher erwachsene Nordmann im Suff nicht viel besser darin war. Swantje jedoch war jung und trotz ihres Eifers fehlte ihr noch das Gespür für die Grenzen des Machbaren. Als der Stuhl schließlich polternd zu Boden fiel und sie nun am Dachvorsprung baumelte, seufzte Veith leise und setzte sich schließlich in Bewegung. Ohne Hast überquerte er den Hof, blieb vor den Stallungen stehen und betrachtete die sichtlich angestrengte Prinzessin, die sich da oben festklammerte.
„Darf ich Euch behilflich sein, Prinzessin?“ fragte er schließlich, mit dieser für ihn typischen unwilligen Tonlage, die unmissverständlich klarmachte, dass er eigentlich Besseres zu tun hatte und dass er verdammt genau wusste, dass sie ihn trotzdem brauchen würde. „Lasst los, ich fange euch auf“, fügte er hinzu, mit einer Mischung aus stoischer Geduld und der unausgesprochenen Gewissheit, dass sie ohnehin nicht mehr lange durchhalten würde.