30-03-2025, 11:29 - Wörter:
Das Herz voller Wärme, während draußen der Winter mit aller Macht versuchte sich gegen die Bewohner des Landes durchzusetzen. Schneewehen peitschten die eisige Luft umher, ließen die Männer und Frauen schnell wieder ins Innere der Burg laufen, während sie sich die Felle enger um die schmalen Schultern zogen. Kaum einer von ihnen war so wohlgenähert, dass man sich auf den wärmenden Effekt eines etwas beleibteren Körpers verlassen konnte - vor allem nicht die junge Prinzessin Aleena Stelhammer. Schon immer viel zu schlank für die meisten Kleider, die ihre Schneiderinnen ihr anfänglich anboten, hatte sie schon Schwierigkeiten eine handelsübliche Axt zu halten. Nicht, dass Leif seine Frau jemals mit einer Waffe in der Hand gesehen hatte, doch selbstverständlich hat es sich die junge Frau aus dem Frühlingsland nicht nehmen lassen, es insgeheim mal auszuprobieren, wie es sich anfühlen würde so einen derben Holzgriff zwischen den weißlichen Fingern zu halten. Das Gewicht war jedoch so schwer gewesen, dass sie die Waffe mit einer Hand nicht einmal hätte schwingen können. Und mit beiden Händen wäre der einzige Effekt vermutlich gewesen, dass sie sich durch den Schwung selbst von den Beinen gefegt hatte. Obwohl die Bediensteten sich alle Mühe gegeben haben nüchterne Gesichter zur Schau zu stellen, waren sie nicht besonders talentiert darin gewesen ihre Emotionen zu verbergen. Und noch ehe der Selbstversuch tatsächlich gestartet war, hatte Aleena ihn auch schon wieder beendet. Das Entsetzen auf ihren Gesichtern zu sehen hatte sie verletzt. Sie hatte sich diesen Körper schließlich nicht ausgesucht! Sie war anders aufgewachsen, als die Frauen es hier taten. Zu Hause, im Frühlingsland, da durften Frauen keine Waffen tragen. Höchstens Kinder. Erst im Bauch, dann auf dem Arm. Das war ihre Aufgabe. Ihre Bestimmung. Doch nachdem sie auch nach vier Jahren immer noch keines verzeichnen konnte, waren die Wangen noch eingefallener, als sie es sowieso schon oft der Fall gewesen waren. Bis jetzt. Seit wenigen Tagen war sie sich dessen ganz sicher, dass sich nun alles verändern würde. Dass sich nun alles zum Guten wenden würde. Zwar würde sie noch immer keine Axt schwingen können (vielleicht sollte sie es beim nächsten Mal einfach mit einem Dolch versuchen...), aber sie würde endlich ihr Kind tragen. Sie würde das tun können, für das sie bestimmt war. Und ehrlicherweise auch das, für das sie hier war. Einen Erben zur Welt zur bringen.
Die Wangen noch immer sehr schmal, dafür jedoch einen überraschend lebendigen Glanz in den Augen, hatte sie für heute entschieden einen Ausflug zum Markt in Wintergard zu machen. Nachdem sie die ganzen letzten Tage - wie eigentlich immer - in der Burg am Feuer und zwischen ihrer Familie verbracht hatte, war ihr heute danach die Nase in die Welt hinaus zu recken. Sie wollte das Leben spüren, wollte daran teilnehmen. Kein Versteckspiel mehr hinter dicken Mauern. Ja, sie würde irgendwann dieses Land regieren, wenn Ariald Stelhammer die Krone an seinen Erstgeborenen weitergeben würde, aber das war noch lange kein Grund sich so lange zurückzuziehen und das Leben an sich vorbei ziehen zu lassen. Vielleicht würde diese Schwangerschaft deutlich mehr verändern, als nur die Thronfolge. Vielleicht würde dieses Kind ihr endlich dabei helfen zu akzeptieren. Anzukommen. Hier im Winter. Im kompletten Gegenteil zu dem, was sie ihr Leben lang gekannt hatte.
Mit hoch erhobenem Haupt trat sie in den beißenden Wind hinaus, grüßte hier und da ein paar vorbei eilende Bedienstete, die ihr mehr verwirrte, als freundliche Blicke zuwarfen, und ging in Richtung des Haupttores. Leif hatte ihr leider absagen müssen: zu viele Ratsmitglieder bauten auf ihn und seine heutige Anwesenheit, doch dafür hatte er ihr einen anderen Begleitschutz zur Seite gestellt. Dafür durfte sie sogar den zwei normalen Wachmänner, die ihr sonst auf Schritt und Tritt folgen, den heutigen Vormittag frei geben. Sie würde ja schließlich nicht alleine gehen, sondern Veith Alvarsson, einer von Leifs besten Männern, würde sie begleiten.
Die Schritte nun nicht mehr ganz so zielstrebig, als sie über diese ungeplante Tatsache nachdachte. Ehrlicherweise war ihr nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass man den Mann dazu abgestellt hatte, ihr Babysitter zu sein. Sie konnte seine Gedanken förmlich hören, bevor sie ihn sah. Niemand hätte Lust auf diese Aufgabe gehabt. Vermutlich nicht einmal Leif. Obwohl sie sich vor wenigen Tagen noch in den Armen gelegen haben (das erste Mal seit immer...), hatte sich nun ihre Beziehung wieder mehr dem Normalzustand angenähert. Und dazu gehörte, dass ihr Ehemann nun mal ziemlich wenig Interesse daran hatte Zeit mit Aleena zu verbringen. Und verübeln konnte sie ihm das nicht einmal. Anders herum war es, wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, ja nicht einmal anders. Nur, weil sie jetzt ein gemeinsames Kind erwarteten, hatte das noch nicht alle Wände zwischen ihnen zum Einsturz gebracht. Dass sie den Tag also heute mit einem Mann verbringen sollte, mit dem sie noch weniger gemein hatte, verunsicherte sie. Für einen kurzen Moment hatte sie sogar überlegt diesen Ausflug kurzfristig abzusagen...
Mit nun also etwas weniger zielsicheren Schritten trat sie aus dem Haupttor heraus, vor dem der weißhaarige Winterländer schon auf sie wartete. "Kommandant Alvarsson", begrüßte sie ihn förmlich und war sich nicht einmal bei dem Titel besonders sicher. Sie nestelte nervös an dem Fell herum, das ihre Zofe ihr vor dem Hinausgehen noch über die Schultern gelegt hatte und trat von einem Fuß auf den anderen. "Ich glaube... wir sind vollzählig", kommentierte sie unnötigerweise ihre kleine Gruppe, die nur aus Amanda, Aleenas Zofe, und ihnen beiden bestand. Ehrlich gesagt wusste sie nicht, was sie sagen sollte und plapperte dann oft nervös darauf los.
Die Wangen noch immer sehr schmal, dafür jedoch einen überraschend lebendigen Glanz in den Augen, hatte sie für heute entschieden einen Ausflug zum Markt in Wintergard zu machen. Nachdem sie die ganzen letzten Tage - wie eigentlich immer - in der Burg am Feuer und zwischen ihrer Familie verbracht hatte, war ihr heute danach die Nase in die Welt hinaus zu recken. Sie wollte das Leben spüren, wollte daran teilnehmen. Kein Versteckspiel mehr hinter dicken Mauern. Ja, sie würde irgendwann dieses Land regieren, wenn Ariald Stelhammer die Krone an seinen Erstgeborenen weitergeben würde, aber das war noch lange kein Grund sich so lange zurückzuziehen und das Leben an sich vorbei ziehen zu lassen. Vielleicht würde diese Schwangerschaft deutlich mehr verändern, als nur die Thronfolge. Vielleicht würde dieses Kind ihr endlich dabei helfen zu akzeptieren. Anzukommen. Hier im Winter. Im kompletten Gegenteil zu dem, was sie ihr Leben lang gekannt hatte.
Mit hoch erhobenem Haupt trat sie in den beißenden Wind hinaus, grüßte hier und da ein paar vorbei eilende Bedienstete, die ihr mehr verwirrte, als freundliche Blicke zuwarfen, und ging in Richtung des Haupttores. Leif hatte ihr leider absagen müssen: zu viele Ratsmitglieder bauten auf ihn und seine heutige Anwesenheit, doch dafür hatte er ihr einen anderen Begleitschutz zur Seite gestellt. Dafür durfte sie sogar den zwei normalen Wachmänner, die ihr sonst auf Schritt und Tritt folgen, den heutigen Vormittag frei geben. Sie würde ja schließlich nicht alleine gehen, sondern Veith Alvarsson, einer von Leifs besten Männern, würde sie begleiten.
Die Schritte nun nicht mehr ganz so zielstrebig, als sie über diese ungeplante Tatsache nachdachte. Ehrlicherweise war ihr nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass man den Mann dazu abgestellt hatte, ihr Babysitter zu sein. Sie konnte seine Gedanken förmlich hören, bevor sie ihn sah. Niemand hätte Lust auf diese Aufgabe gehabt. Vermutlich nicht einmal Leif. Obwohl sie sich vor wenigen Tagen noch in den Armen gelegen haben (das erste Mal seit immer...), hatte sich nun ihre Beziehung wieder mehr dem Normalzustand angenähert. Und dazu gehörte, dass ihr Ehemann nun mal ziemlich wenig Interesse daran hatte Zeit mit Aleena zu verbringen. Und verübeln konnte sie ihm das nicht einmal. Anders herum war es, wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, ja nicht einmal anders. Nur, weil sie jetzt ein gemeinsames Kind erwarteten, hatte das noch nicht alle Wände zwischen ihnen zum Einsturz gebracht. Dass sie den Tag also heute mit einem Mann verbringen sollte, mit dem sie noch weniger gemein hatte, verunsicherte sie. Für einen kurzen Moment hatte sie sogar überlegt diesen Ausflug kurzfristig abzusagen...
Mit nun also etwas weniger zielsicheren Schritten trat sie aus dem Haupttor heraus, vor dem der weißhaarige Winterländer schon auf sie wartete. "Kommandant Alvarsson", begrüßte sie ihn förmlich und war sich nicht einmal bei dem Titel besonders sicher. Sie nestelte nervös an dem Fell herum, das ihre Zofe ihr vor dem Hinausgehen noch über die Schultern gelegt hatte und trat von einem Fuß auf den anderen. "Ich glaube... wir sind vollzählig", kommentierte sie unnötigerweise ihre kleine Gruppe, die nur aus Amanda, Aleenas Zofe, und ihnen beiden bestand. Ehrlich gesagt wusste sie nicht, was sie sagen sollte und plapperte dann oft nervös darauf los.