30-03-2025, 13:59 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30-03-2025, 14:37 von Veith Alvarsson.)
Seit ihrer Ankunft in Norsteading hatte Aleena Stelhammer Schwierigkeiten gehabt, in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen. Sie wirkte zu zerbrechlich, zu fein für das raue Klima des Nordens, als könne sie hier niemals wirklich Wurzeln schlagen. Die Frau vom Frühlingshof, die mit den ungehobelten Sitten der Nordleute wenig anfangen konnte, hatte in den vergangenen vier Jahren vieles lernen müssen und nicht alles davon war ohne Schmerz und Entbehrung geblieben. Man sah es ihr an. An diesem Morgen lag ein Hauch von Müdigkeit über ihrem Gesicht, ihre Züge wirkten eingefallen. Doch in ihren Augen glomm ein Leuchten, das nicht so recht zur düsteren Witterung passen wollte. Während sich die meisten adligen Bewohner Wintergards bei solchem Wetter ins Warme zurückzogen, schien Leifs Ehefrau wenig davon zu halten. Andererseits gab es somit am Markt umso weniger Besucher, was seine Aufgabe etwas vereinfachen würde.
Veith rieb unwillkürlich seine linke Schulter, in der ein dumpfes Ziehen saß. Die alte Verletzung aus einem Schwertkampf machte sich bei Wetterumschwüngen stets bemerkbar. Doch an diesem Tag blieb ihm das Training erspart und so ließ Veith den Blick über die Prinzessin gleiten, die mit zögernden Schritten und ihrer Zofe im Schlepptau den Hof durchquerte. Der feine Saum ihres Umhangs streifte den gefrorenen Boden, während der kalte Wind an den losen Strähnen ihres Haares zerrte. Schließlich kam sie vor ihm zum Stehen, ihre Haltung aufrecht und stolz. Veith deutete eine kaum wahrnehmbare Verbeugung an, während sie das Wort an ihn richtete. „Kein Kommandant, Mylady. Nennt mich einfach Veith“, erwiderte er, seine Stimme ruhig und gelassen. In anderen Ländern mochte man Titel und Herkunft hochhalten, doch in Norsteading waren es die Taten, die zählten.
Mit einer knappen Geste trat Veith zur Seite, um ihr den Weg freizugeben. Er wartete, bis sie mit ihrer Zofe an ihm vorbeigeschritten war und folgte dann in gebührendem Abstand. Während sie den Hof verließen, fiel ihm auf, dass er kaum mehr als ein paar höfliche Worte mit ihr gewechselt hatte, seit sie vor vier Jahren nach Norsteading gekommen war. Seine Mutter war damals außer sich vor Freude gewesen, als sie von der Ankunft der Prinzessin erfuhr, schließlich stammte auch sie aus Walleydor. Die Aussicht, jemandem aus ihrer Heimat zu begegnen, hatte in ihr eine warme, fast kindliche Begeisterung geweckt. Tagelang hatten er und seine Schwestern den unermüdlichen Erzählungen über die ferne Heimat lauschen müssen, bis sie schließlich erleichtert waren, als der ganze Hochzeitsrummel und das endlose Gerede über die zarte Braut allmählich verebbten. Hätten sie an diesem Tag Winfrith Alvarsson auf dem Markt getroffen, wäre sie zweifellos voller Stolz auf ihren Sohn gewesen, auch wenn Veith nicht recht begriff, warum. Für ihn zählte es weit mehr, die Einöde überlebt zu haben, als Bekanntschaft mit dem Prinzen und seiner Gemahlin zu pflegen. Nicht, dass er Leifs Freundschaft missen wollte, doch in seinen Augen machte sie ihn nicht zu etwas Besonderem.
Als sie durch das Tor auf den schlammigen Weg in Richtung Markt traten, räusperte er sich schließlich. „Verzeiht, Prinzessin, aber wir sollten den Weg durch den Wehrgang nehmen. Er bietet mehr Schutz vor dem Wind.“
Veith rieb unwillkürlich seine linke Schulter, in der ein dumpfes Ziehen saß. Die alte Verletzung aus einem Schwertkampf machte sich bei Wetterumschwüngen stets bemerkbar. Doch an diesem Tag blieb ihm das Training erspart und so ließ Veith den Blick über die Prinzessin gleiten, die mit zögernden Schritten und ihrer Zofe im Schlepptau den Hof durchquerte. Der feine Saum ihres Umhangs streifte den gefrorenen Boden, während der kalte Wind an den losen Strähnen ihres Haares zerrte. Schließlich kam sie vor ihm zum Stehen, ihre Haltung aufrecht und stolz. Veith deutete eine kaum wahrnehmbare Verbeugung an, während sie das Wort an ihn richtete. „Kein Kommandant, Mylady. Nennt mich einfach Veith“, erwiderte er, seine Stimme ruhig und gelassen. In anderen Ländern mochte man Titel und Herkunft hochhalten, doch in Norsteading waren es die Taten, die zählten.
Mit einer knappen Geste trat Veith zur Seite, um ihr den Weg freizugeben. Er wartete, bis sie mit ihrer Zofe an ihm vorbeigeschritten war und folgte dann in gebührendem Abstand. Während sie den Hof verließen, fiel ihm auf, dass er kaum mehr als ein paar höfliche Worte mit ihr gewechselt hatte, seit sie vor vier Jahren nach Norsteading gekommen war. Seine Mutter war damals außer sich vor Freude gewesen, als sie von der Ankunft der Prinzessin erfuhr, schließlich stammte auch sie aus Walleydor. Die Aussicht, jemandem aus ihrer Heimat zu begegnen, hatte in ihr eine warme, fast kindliche Begeisterung geweckt. Tagelang hatten er und seine Schwestern den unermüdlichen Erzählungen über die ferne Heimat lauschen müssen, bis sie schließlich erleichtert waren, als der ganze Hochzeitsrummel und das endlose Gerede über die zarte Braut allmählich verebbten. Hätten sie an diesem Tag Winfrith Alvarsson auf dem Markt getroffen, wäre sie zweifellos voller Stolz auf ihren Sohn gewesen, auch wenn Veith nicht recht begriff, warum. Für ihn zählte es weit mehr, die Einöde überlebt zu haben, als Bekanntschaft mit dem Prinzen und seiner Gemahlin zu pflegen. Nicht, dass er Leifs Freundschaft missen wollte, doch in seinen Augen machte sie ihn nicht zu etwas Besonderem.
Als sie durch das Tor auf den schlammigen Weg in Richtung Markt traten, räusperte er sich schließlich. „Verzeiht, Prinzessin, aber wir sollten den Weg durch den Wehrgang nehmen. Er bietet mehr Schutz vor dem Wind.“