06-04-2025, 20:22 - Wörter:
Natürlich. Es war immer das Gleiche. Sie war nie nur Aleena. Sie war nicht mal nur eine Frau. Sie wurde nicht gesehen, nicht wahrgenommen. Man blickte sie eben nicht so an, wie man es bei anderen Frauen tat. Und das hatte nicht ausschließlich damit zu tun, dass sie verheiratet war, immerhin wusste sie - auch, wenn sie sich ehrlicherweise nicht besonders gut mit solchen Etablissements auskannte... - dass es viele Männer und Frauen gab, die einen Ring am Finger nicht abschreckend fanden. Manche sollten es sogar gar anziehend empfinden, wenn es verboten war. Noch nie hatte Aleena den Reiz des Geheimen nachvollziehen können. Vielleicht war es ihrem sowieso eher ängstlichen und vorsichtigem Gemüt geschuldet, doch die Tatsache einen Betrug zu begehen kam ihr so falsch vor, dass sie sich nicht einmal traute darüber nachzudenken. Ihre Ehe war ihr heilig. Vor allem jetzt, nachdem sie endlich Früchte getragen hatte. Obwohl sie seit vier Jahren an der Seite eines Mannes verweilte, der sie genauso wenig sah und registrierte, wie es alle anderen Männer jemals taten, war sie trotzdem eine loyale Ehefrau. Der Gedanke daran, dass es viele Menschen gab, die den heiligen Bund der Ehe nicht so wertschätzten, verursachte ihr beinahe körperliche Schmerzen. Sie wollte und konnte nicht darüber nachdenken, dass es in den vergangenen Jahren durchaus mal Nächte gegeben hatte, in denen sie alleine in einem kalten Bett lag, in denen sie sich einen Mann an die Seite wünschte, der... anders war. Der sie und ihre Eigenheiten liebte.
Doch darüber würde sie jetzt nicht nachdenken. Ihre Ehe war endlich erfolgreich gewesen und würde nun sicher weiter aufblühen (auch, wenn die Abwesenheit von Leif am heutigen Tage sicher kein besonders gutes Omen darstellte). Aleena war optimistisch. Und ausnahmsweise wirklich mal glücklich. Selbst die Tatsache, dass sie mit einem ihr beinahe fremden Mann unterwegs war, weil ihr eigener Ehemann weitaus wichtigere Aufgaben zu tun hatte, konnte ihre gute Laune nicht trüben.
Die Worte, die Veith ihr nun schenkte, rüttelten jedoch weiter an ihrer Maske aus Fröhlichkeit. Es war, als würde das Universum nicht wollen, dass Aleena Stelhammer glücklich war. Als wäre es falsch, das Leben endlich zu genießen. Als hätte sie mit den 'verlorenen' vier Jahren das Recht darauf verloren zufrieden zu sein, weil sie es eben so lange nicht gewesen war. Ein kaum wahrnehmbares Seufzen benetzte ihre dünnen Lippen. Er hatte Recht. Und trotzdem wollte sie diese Worte nicht hören. Sie wollte heute nicht nur die Prinzessin sein, die man mit Samthandschuhen anfasste. Sie wollte eine junge Frau sein, sie wollte Spaß haben, Menschen kennen lernen, Gespräche führen und das echte und authentische Leben Norsteadings erleben. Die Frau das Thronerben eines ganzen Landes zu sein sorgte jedoch dafür, dass genau das nicht der Fall war. Authentisch würde mit ihr niemand umgehen. Gespräche führte man mit ihr auch nur, weil alles andere als absolut unhöflich gewertet werden würde, aber nicht, weil man sich wirklich dafür interessierte. Es waren immer noch die goldenen Käfigstangen, die sich enger um sie zuzogen.
"Ja, ich bestehe darauf", entgegnete sie dann beinahe trotzig und schob das Kinn vor, während sich ihre Zofe leise räusperte. Sie wusste, dass Amanda das nicht gutheißen würde, aber es war ihr egal. "Wisst ihr - manchmal wäre es schön neben einer Prinzessin auch noch eine Frau sein zu dürfen, die das Leben leben möchte", erklärte sie leise und stoppte zwischendurch, wenn fremde Männer an ihnen vorbei liefen und leise grüßten. "Ich werde Euch nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen, wenn ihr mir Eure Meinung sagt und mich beim Vornamen nennt", versicherte sie grinsend und stupste Amanda mit dem Ellenbogen sanft in die Seite. Vermutlich hatte sie ein Auge auf Veith geworfen, so wie sie die junge Frau aus Walleydor einschätzte. Verübeln konnte man es ihr ehrlicherweise nicht, doch ganz angetan war die Prinzessin nicht von der Aussicht, dass Amanda und einer der besten Freunde Leifs miteinander ein Techtelmechtel eingehen würden...
"Wart Ihr schon häufiger hier auf dem Markt?", wendete sie sich an Vieth und blieb mit glänzende blauen Augen am Anfang des Platzes stehen. Erschlagen von den ganzen Gerüchen, Eindrücken und Geräuschen, blinzelte sie perplex gegen das Licht und sog tief die Luft in die Lunge. "Könnt Ihr mir irgendetwas empfehlen?".
Doch darüber würde sie jetzt nicht nachdenken. Ihre Ehe war endlich erfolgreich gewesen und würde nun sicher weiter aufblühen (auch, wenn die Abwesenheit von Leif am heutigen Tage sicher kein besonders gutes Omen darstellte). Aleena war optimistisch. Und ausnahmsweise wirklich mal glücklich. Selbst die Tatsache, dass sie mit einem ihr beinahe fremden Mann unterwegs war, weil ihr eigener Ehemann weitaus wichtigere Aufgaben zu tun hatte, konnte ihre gute Laune nicht trüben.
Die Worte, die Veith ihr nun schenkte, rüttelten jedoch weiter an ihrer Maske aus Fröhlichkeit. Es war, als würde das Universum nicht wollen, dass Aleena Stelhammer glücklich war. Als wäre es falsch, das Leben endlich zu genießen. Als hätte sie mit den 'verlorenen' vier Jahren das Recht darauf verloren zufrieden zu sein, weil sie es eben so lange nicht gewesen war. Ein kaum wahrnehmbares Seufzen benetzte ihre dünnen Lippen. Er hatte Recht. Und trotzdem wollte sie diese Worte nicht hören. Sie wollte heute nicht nur die Prinzessin sein, die man mit Samthandschuhen anfasste. Sie wollte eine junge Frau sein, sie wollte Spaß haben, Menschen kennen lernen, Gespräche führen und das echte und authentische Leben Norsteadings erleben. Die Frau das Thronerben eines ganzen Landes zu sein sorgte jedoch dafür, dass genau das nicht der Fall war. Authentisch würde mit ihr niemand umgehen. Gespräche führte man mit ihr auch nur, weil alles andere als absolut unhöflich gewertet werden würde, aber nicht, weil man sich wirklich dafür interessierte. Es waren immer noch die goldenen Käfigstangen, die sich enger um sie zuzogen.
"Ja, ich bestehe darauf", entgegnete sie dann beinahe trotzig und schob das Kinn vor, während sich ihre Zofe leise räusperte. Sie wusste, dass Amanda das nicht gutheißen würde, aber es war ihr egal. "Wisst ihr - manchmal wäre es schön neben einer Prinzessin auch noch eine Frau sein zu dürfen, die das Leben leben möchte", erklärte sie leise und stoppte zwischendurch, wenn fremde Männer an ihnen vorbei liefen und leise grüßten. "Ich werde Euch nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen, wenn ihr mir Eure Meinung sagt und mich beim Vornamen nennt", versicherte sie grinsend und stupste Amanda mit dem Ellenbogen sanft in die Seite. Vermutlich hatte sie ein Auge auf Veith geworfen, so wie sie die junge Frau aus Walleydor einschätzte. Verübeln konnte man es ihr ehrlicherweise nicht, doch ganz angetan war die Prinzessin nicht von der Aussicht, dass Amanda und einer der besten Freunde Leifs miteinander ein Techtelmechtel eingehen würden...
"Wart Ihr schon häufiger hier auf dem Markt?", wendete sie sich an Vieth und blieb mit glänzende blauen Augen am Anfang des Platzes stehen. Erschlagen von den ganzen Gerüchen, Eindrücken und Geräuschen, blinzelte sie perplex gegen das Licht und sog tief die Luft in die Lunge. "Könnt Ihr mir irgendetwas empfehlen?".