07-04-2025, 15:54 - Wörter:
Er stand direkt vor ihr, keine zwei Schritte entfernt, und betrachtete die Prinzessin, wie sie sich mit aller Kraft am Dachvorsprung der Stallung festklammerte. Ihre Finger waren weiß vor Anstrengung, die Füße suchten vergeblich Halt an der glatten Wand, während unter ihr das improvisierte Konstrukt aus Fass und Schemel bereits scheppernd zu Boden gegangen war. Veiths Blick blieb regungslos. Kein Stirnrunzeln, kein Anzeichen von Eile. Nur diese stoische Ruhe, die ihn so oft wie Gleichgültigkeit wirken ließ - ein Irrtum, den er selten korrigierte. Im Norden war es üblich, die Kinder früh der Realität auszusetzen. Man ließ sie fallen, damit sie lernten, wieder aufzustehen, notfalls mit gebrochenem Stolz oder einem verstauchten Knöchel. Doch selbst Veith musste sich eingestehen, dass es einen Unterschied machte, ob jemand am Fischmarkt vom Karren stürzte oder als Prinzessin vom Stalldach fiel. Ein wenig königliches Privileg durfte man sich in Ausnahmesituationen durchaus leisten.
Als Swantje ihm mit unbeirrter Entschlossenheit anwies, den Schemel wieder aufs Fass zu stellen, zuckte es kaum merklich um seine Mundwinkel. Für einen flüchtigen Moment spielte er tatsächlich mit dem Gedanken, ihrem Wunsch nachzukommen, weniger aus Gehässigkeit, sondern aus einer fast pädagogischen Konsequenz heraus. Doch dann schob er den Gedanken beiseite. Er seufzte leise, dieses tiefe, resignierte Geräusch, das man nur hervorbringt, wenn man wusste, dass es so kommen musste und streckte die Arme aus. „Wenn ich Euch nicht auffange“, murmelte er trocken, ohne den Blick von ihr zu nehmen, „dürft Ihr mich eigenhändig den Wölfen zum Fraß vorwerfen. Dann hätte ich es nicht anders verdient.“
Letztlich kam es, wie es kommen musste und die Kraft der Prinzessin ließ nach und sie fiel in Veiths ausgestreckte Arme. Belustigt hob er eine Augenbraue, während er sie noch immer auf den Armen hielt, als wöge sie kaum mehr als ein Bündel Heu. „Ich hatte keine Angst. Ich hatte nur keine Lust, Eurem Vater zu erklären, wie Ihr Euch den Hals gebrochen habt“, erwiderte er ruhig, doch auf sein Gesicht stahl sich der Anflug eines schmalen Lächelns. Mit bedächtiger Bewegung setzte er sie wieder auf den Boden, prüfte dabei mit einem kurzen Blick, ob sie sich auch wirklich nichts getan hatte. Dann verschränkte er die Arme wieder vor der Brust und sah auf sie hinab. „Beim nächsten Mal“, sagte er strenger, als er eigentlich klingen wollte „nehmt wenigstens ein Seil oder gleich einen Nordmann mit Euch, für den Fall, dass das mit dem Klettern wieder so fantastisch läuft wie heute.“
Als Swantje ihm mit unbeirrter Entschlossenheit anwies, den Schemel wieder aufs Fass zu stellen, zuckte es kaum merklich um seine Mundwinkel. Für einen flüchtigen Moment spielte er tatsächlich mit dem Gedanken, ihrem Wunsch nachzukommen, weniger aus Gehässigkeit, sondern aus einer fast pädagogischen Konsequenz heraus. Doch dann schob er den Gedanken beiseite. Er seufzte leise, dieses tiefe, resignierte Geräusch, das man nur hervorbringt, wenn man wusste, dass es so kommen musste und streckte die Arme aus. „Wenn ich Euch nicht auffange“, murmelte er trocken, ohne den Blick von ihr zu nehmen, „dürft Ihr mich eigenhändig den Wölfen zum Fraß vorwerfen. Dann hätte ich es nicht anders verdient.“
Letztlich kam es, wie es kommen musste und die Kraft der Prinzessin ließ nach und sie fiel in Veiths ausgestreckte Arme. Belustigt hob er eine Augenbraue, während er sie noch immer auf den Armen hielt, als wöge sie kaum mehr als ein Bündel Heu. „Ich hatte keine Angst. Ich hatte nur keine Lust, Eurem Vater zu erklären, wie Ihr Euch den Hals gebrochen habt“, erwiderte er ruhig, doch auf sein Gesicht stahl sich der Anflug eines schmalen Lächelns. Mit bedächtiger Bewegung setzte er sie wieder auf den Boden, prüfte dabei mit einem kurzen Blick, ob sie sich auch wirklich nichts getan hatte. Dann verschränkte er die Arme wieder vor der Brust und sah auf sie hinab. „Beim nächsten Mal“, sagte er strenger, als er eigentlich klingen wollte „nehmt wenigstens ein Seil oder gleich einen Nordmann mit Euch, für den Fall, dass das mit dem Klettern wieder so fantastisch läuft wie heute.“