16-04-2025, 18:20 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16-04-2025, 18:21 von Veith Alvarsson.)
Natürlich entging ihm ihr Zögern nicht. Für einen flüchtigen Moment beschlich ihn der Gedanke, dass die Prinzessin ihn womöglich nicht als einen Mann betrachtete, dem es zustünde, ihr die Hand zu reichen. Sie stammte aus Walleydor, einem Land, in dem die Grenzen zwischen den Ständen weit schärfer gezogen waren als hier im Norden. Dort wäre es ihm bei Weitem nicht erlaubt gewesen, die Prinzessin in irgendeiner Form zu berühren. In Norsteading hingegen nahm man es mit solchen Standesgrenzen längst nicht so genau. Hier mischte sich selbst die königliche Familie gern unter das Volk und niemand wunderte sich, wenn man den jungen Prinzen mit seinen Freunden in der nächstbesten Taverne antraf, um dort einen Krug Met zu leeren. Ob es nun ihrem inneren Widerstreben entsprang oder schlicht der Tatsache, dass ihr solche Gesten längst fremd geworden waren, letzten Endes legte die junge Prinzessin ihre Hand dann doch in die seine und setzte ihren Weg die verbleibenden Stufen hinab fort. Sie nickte ihm zum Dank zu, senkte jedoch sogleich den Blick. Veith war sich seiner Angewohnheit bewusst, andere unverhohlen zu mustern. Er tat es nicht aus Unhöflichkeit, sondern weil er seine Umgebung stets mit wachsamer Genauigkeit erfasste. Dabei wirkte er oft verschlossen, ja sogar grimmig. In Wintergard war man diesen Ausdruck bereits gewohnt. Für eine fremdländische Prinzessin hingegen musste sein Anblick beinahe einschüchternd sein. Etwas ganz anderes bewirkte dieser Blick hingegen bei ihrer Zofe. Sie begegnete ihm mit einem Lächeln, das ihn überraschte, denn es war freundlich, fast schon herausfordernd und als sie ihm die Hand reichte, hielt sie sie ein wenig länger fest, als es der Moment eigentlich verlangte.
Er folgte den beiden Frauen mit einem Schritt Abstand, als Aleena das Gespräch erneut aufnahm. „Für gewöhnlich stehe ich zu meinem Wort“, entgegnete Veith ruhig, während sein Blick über den geschäftigen Markt schweifte. Sie kannte ihn nicht und konnte daher nicht wissen, dass ein gegebenes Versprechen für ihn Gewicht hatte. Doch er war nicht hier, um sich der Prinzessin zu beweisen. Ihr Alltag war so anders, als der seinige, weshalb er davon ausging, dass die junge Frau durchaus andere Vorstellungen vom Leben hegte, als er selbst. Dennoch war er nun an ihrer Seite. Nicht ihretwegen, sondern weil er einem Freund einen Dienst erwies. Leif hatte ihn gebeten, auf seine Frau achtzugeben und ihr beizustehen, wenn sie Hilfe benötigte, um sich ein weiteres Mal mit den Sitten und Eigenheiten dieses Landes vertraut zu machen. Denn obwohl Aleena bereits seit vier Jahren in Norsteading lebte, wirkte sie noch immer wie eine Fremde in einer Welt, die ihr nie ganz vertraut geworden war.
Abwartend blickte er sie an, auch wenn er wusste, dass es sie womöglich nervös machte. Doch Aleenas Vorfreude auf den besagten Honigkuchen zauberte ein freudiges Lächeln auf ihre Züge, als sie mutig einige Schritte in Richtung Marktstände machte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich ihre anfängliche Entschlossenheit in Zögern verwandelte. Die Menge hatte die kleine Gruppe längst bemerkt und da man Veith hier kannte, galt die Aufmerksamkeit nun umso mehr der fremden Prinzessin und ihrer Zofe. Mit wenigen schnellen Schritten holte Veith zu ihnen auf und stellte sich an Aleenas Seite. „Lasst mich Euch den Weg weisen“, sagte er knapp, ehe er vorausging.
Der Stand mit dem Honigkuchen und anderen süßen Verlockungen war rasch gefunden. Dieser war eine einfache, aber robuste Konstruktion aus dunklem Holz, an den Ecken mit Tüchern verhängt, die den eisigen Wind nur notdürftig abwehrten. Auf grob gehobelten Brettern lagen die Honigkuchen gestapelt, dick und saftig, mit glasierten Oberflächen, die im Morgenlicht matt glänzten. Einige waren mit gerösteten Nüssen verziert, andere mit einer dünnen Schicht Zuckerguss überzogen, der vom feinen Schneestaub leicht bestäubt war. „Zwei Honigkuchen für die Damen“, wandte sich Veith an den Verkäufer, ein gedrungener Mann mit wettergegerbtem Gesicht und rotgefrorener Nase, der jedoch ehrlich erfreut über den Besuch der Prinzessin wirkte. „Ihr habt Glück, die sind frisch aus dem Ofen... na ja, vor einer Stunde. Warm sind sie sogar noch!“ Der Verkäufer griff geschickt nach der Münze, die Veith ihm über den Tisch reichte und legte den Honigkuchen mit einem Lächeln auf die Theke. Amanda hatte die ganze Szene mit wachsamem Interesse verfolgt. Sie ließ ihren Blick von Veith zu dem Verkäufer gleiten, doch als ihre Augen wieder zu ihm zurückkehrten, war ein Funkeln darin, das mehr als nur Neugier verriet. „Ihr wollt gar keinen Kuchen?“ fragte sie, ihre Stimme weich und freundlich. Sie reichte Aleena einen Honigkuchen und griff dann nach dem zweiten Stück. Veith antwortete mit einem abfälligen Schnauben, seine Miene unverändert grimmig. „Ich mache mir nichts aus Süßem“, brummte er bloß. Doch während er sprach, war ihm ihr Blick nicht entgangen. Sie hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. Es waren nicht die üblichen, flüchtigen Blicke, die er von anderen gewohnt war, sondern mit einer spürbaren Aufmerksamkeit, die mehr sagte als Worte. „Wie schade“, flötete Amanda und ihre Stimme war von einer feinen, unaufdringlichen Verführung durchzogen, die zu der winterlichen Kälte im Moment gar nicht zu passen schien. Langsam, beinahe nachlässig, ließ Veith seinen Blick über sie gleiten. Zuerst streifte er ihre feinen Gesichtszüge, doch dann glitt er weiter hinab zu ihrem Körper. Ihre Haltung war aufrecht, das Kinn leicht erhoben, als war sie sich ihrer eigenen Wirkung ziemlich sicher. Für einen Moment verharrte sein Blick auf der Zofe, dann wandte er sich wieder Aleena zu und fragte, als ob nichts gewesen wäre: „Wie schmeckt Euch der Kuchen?“ Sein Ton blieb unverändert kühl und unberührt.
Er folgte den beiden Frauen mit einem Schritt Abstand, als Aleena das Gespräch erneut aufnahm. „Für gewöhnlich stehe ich zu meinem Wort“, entgegnete Veith ruhig, während sein Blick über den geschäftigen Markt schweifte. Sie kannte ihn nicht und konnte daher nicht wissen, dass ein gegebenes Versprechen für ihn Gewicht hatte. Doch er war nicht hier, um sich der Prinzessin zu beweisen. Ihr Alltag war so anders, als der seinige, weshalb er davon ausging, dass die junge Frau durchaus andere Vorstellungen vom Leben hegte, als er selbst. Dennoch war er nun an ihrer Seite. Nicht ihretwegen, sondern weil er einem Freund einen Dienst erwies. Leif hatte ihn gebeten, auf seine Frau achtzugeben und ihr beizustehen, wenn sie Hilfe benötigte, um sich ein weiteres Mal mit den Sitten und Eigenheiten dieses Landes vertraut zu machen. Denn obwohl Aleena bereits seit vier Jahren in Norsteading lebte, wirkte sie noch immer wie eine Fremde in einer Welt, die ihr nie ganz vertraut geworden war.
Abwartend blickte er sie an, auch wenn er wusste, dass es sie womöglich nervös machte. Doch Aleenas Vorfreude auf den besagten Honigkuchen zauberte ein freudiges Lächeln auf ihre Züge, als sie mutig einige Schritte in Richtung Marktstände machte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich ihre anfängliche Entschlossenheit in Zögern verwandelte. Die Menge hatte die kleine Gruppe längst bemerkt und da man Veith hier kannte, galt die Aufmerksamkeit nun umso mehr der fremden Prinzessin und ihrer Zofe. Mit wenigen schnellen Schritten holte Veith zu ihnen auf und stellte sich an Aleenas Seite. „Lasst mich Euch den Weg weisen“, sagte er knapp, ehe er vorausging.
Der Stand mit dem Honigkuchen und anderen süßen Verlockungen war rasch gefunden. Dieser war eine einfache, aber robuste Konstruktion aus dunklem Holz, an den Ecken mit Tüchern verhängt, die den eisigen Wind nur notdürftig abwehrten. Auf grob gehobelten Brettern lagen die Honigkuchen gestapelt, dick und saftig, mit glasierten Oberflächen, die im Morgenlicht matt glänzten. Einige waren mit gerösteten Nüssen verziert, andere mit einer dünnen Schicht Zuckerguss überzogen, der vom feinen Schneestaub leicht bestäubt war. „Zwei Honigkuchen für die Damen“, wandte sich Veith an den Verkäufer, ein gedrungener Mann mit wettergegerbtem Gesicht und rotgefrorener Nase, der jedoch ehrlich erfreut über den Besuch der Prinzessin wirkte. „Ihr habt Glück, die sind frisch aus dem Ofen... na ja, vor einer Stunde. Warm sind sie sogar noch!“ Der Verkäufer griff geschickt nach der Münze, die Veith ihm über den Tisch reichte und legte den Honigkuchen mit einem Lächeln auf die Theke. Amanda hatte die ganze Szene mit wachsamem Interesse verfolgt. Sie ließ ihren Blick von Veith zu dem Verkäufer gleiten, doch als ihre Augen wieder zu ihm zurückkehrten, war ein Funkeln darin, das mehr als nur Neugier verriet. „Ihr wollt gar keinen Kuchen?“ fragte sie, ihre Stimme weich und freundlich. Sie reichte Aleena einen Honigkuchen und griff dann nach dem zweiten Stück. Veith antwortete mit einem abfälligen Schnauben, seine Miene unverändert grimmig. „Ich mache mir nichts aus Süßem“, brummte er bloß. Doch während er sprach, war ihm ihr Blick nicht entgangen. Sie hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. Es waren nicht die üblichen, flüchtigen Blicke, die er von anderen gewohnt war, sondern mit einer spürbaren Aufmerksamkeit, die mehr sagte als Worte. „Wie schade“, flötete Amanda und ihre Stimme war von einer feinen, unaufdringlichen Verführung durchzogen, die zu der winterlichen Kälte im Moment gar nicht zu passen schien. Langsam, beinahe nachlässig, ließ Veith seinen Blick über sie gleiten. Zuerst streifte er ihre feinen Gesichtszüge, doch dann glitt er weiter hinab zu ihrem Körper. Ihre Haltung war aufrecht, das Kinn leicht erhoben, als war sie sich ihrer eigenen Wirkung ziemlich sicher. Für einen Moment verharrte sein Blick auf der Zofe, dann wandte er sich wieder Aleena zu und fragte, als ob nichts gewesen wäre: „Wie schmeckt Euch der Kuchen?“ Sein Ton blieb unverändert kühl und unberührt.