11-07-2025, 20:54 - Wörter:
Selbst wenn sie dem armen Matrosen einige Nerven gekostet hatte, so hatte er es sich in seinem Verhalten nicht sehen lassen. Niemals zuvor war Amira als Sayyida angesprochen worden und schon gar nicht in dieser kurzen Zeit, mit angedeuteten Verbeugungen des Kopfes und Schulterbereichs, den immer wieder gesenktem Blick, den höflichen, aber zurückhaltenden Lächeln auf den Lippen des Mannes, der sein Heil dann in der Flucht nach oben gefunden hatte. Aber es war ihr in Erinnerung geblieben. Weniger die ganzen Antworten, die er ihr gegeben hatte und die sicherlich auf Laienniveau gewesen waren, aber sie dennoch kaum verstanden hatte, als eben die simple Anrede, die sich von nun an durchziehen würde… Sayyida. Eine Dame hohen Rangs, der aufgrund ihres Mannes Respekt zu entgegen zu bringen war. Gekleidet in den feinsten Stoffen, die Ilyas ihr geschenkt hatte, mit wertvollem Schmuck und dabei dennoch nicht vom adeligen Blut.
Womöglich schickte sich ihre Neugierde nicht, doch wie viele Sommerländer betreten jemals in ihrem Leben ein Schiff und wie viele waren davon tatsächlich Frauen? Neben ihr und der Prinzessin war es nur eine Handvoll weiblicher Gefährtinnen, die mit auf diese Reise aufgebrochen waren, denn die restlichen Schiffe waren mit den Soldaten gefüllt. Und doch… entgegen ihren Erfahrungen in dem Palast, wenn bei Unterhaltung ein ähnliches Geschlechtergewicht herrschte, fing sie die ganzen Tage über nirgendwo einen falschen Blick in ihre Richtung auf. Nur mehr als Nuance war das Henna an ihrem Körper zu erkennen, der Ring unübersehbar und ihre Zugehörigkeit in ihrem Namen eingebrannt, dass Ilyas nicht einmal ständig an ihrer Seite stehen musste, um ihre Zugehörigkeit zu ihm deutlich zu machen. Und niemand würde es wagen, es sich mit dem General zu verscherzen.
Dem armen Mann, der an seiner Seekrankheit tausend Tode starb, und den sie nicht aufmuntern verschaffte. Selbst nicht, wenn es Kleinigkeiten waren wie heute: wenn sie den dicken geflochtenen Zopf gelöst hatte, dass der Wind hindurch fahren konnte und das Salzwasser an ihre Haarsträhnen band. So war es Absicht gewesen, auf diese Weise wieder nach dem Rechten zu sehen, denn sie wusste, wie gut ihm ihre dunkle Locken gefielen und vielleicht würde alles zusammen ihn doch ein wenig über die Strapazen hinweg trösten können.
Nur weil sie keine Angst auf dem Schiff hatte, machte es die Reise nicht bequemer. Das Bett war klein und hart, den neben sich übergebenden Mann wenig romantisch, auch wenn sie ihm zuliebe immer so getan hatte, als würde sie schlafen und es nicht bemerken. Die ungewohnten Geräusche ließen sie jedoch kaum schlafen und sie sehnte sich nach einem gemütlichen Bett, in dem sie sich ausstrecken konnte. Doch Amira beschwerte sich nicht. Kein Ton der Unzufriedenheit kam über ihre Lippen, denn sie konzentrierte sich auf das Positive und suchte aktiv danach.
Wie auch in den Worten seines Notizbuches, auch wenn sie praktisch nichts wirklich davon verstand. Ihre Aussprache war holprig und schief und selbst nachdem Ilyas das Wort korrigiert hatte, fiel es ihr schwer, es einwandfrei vorzulesen. „Pailintonne“, kam sie zumindest schon nahe heran und lauschte aber interessiert der Erklärung dazu. Denn er gab Informationen bereitwillig, natürlich hörte sie zu. Und lächelte. „Selbst jetzt sind deine Gedanken bei dem, was euch bevorsteht. Wer wüsste schon, auf welche Ideen du kämest, wenn es dir gut ginge“, und das meinte sie durchaus positiv. Vielleicht hatten die Feinde etwas zu erfolgreich zu ihren Göttern gebetet, damit sie diese Wellen schickten, um den brillanten Geist des Mannes abzulenken.
Aber ihre Mimik erhellte sich nur noch weiter, als er einwilligte, ihr die Notizen anzusagen. Da wuchs die junge Frau ein Stück auf ihrem Stuhl und nahm sorgsam den Federkiel, bereit jedes Wort und jede Zahl nacheinander auf dem Pergament zu verewigen. Ilyas hatte eine geübte und geschwungen schöne Handschrift, zu der sich nun unbeholfene und krumme Linien gesellten. Der Kontrast ihrer beider Existenzen wollte sich also nun auch hier sichtbar niederschlagen und für einen Moment hoffte Amira, dass er sich beim Anblick des Geschriebenen nicht darüber grämen würde, dass sich ihre körperliche Schönheit nicht in der schriftlichen Schönheit wiederspiegelte. Umso mehr sie sich darauf konzentrierte, gerade Linien zu ziehen, umso langsamer wurde sie aber beim Schreiben und manches Mal wusste sie auch schlichtweg nicht, wie man das Wort überhaupt schrieb. Da waren also Buchstaben zu viel oder zu wenig und sicherheitshalber würde man wohl die Notizen laut lesen müssen, um manches Mal zu verstehen, was sie damit meinte.
Aber sie gab sich Mühe. So konzentriert wie sie auf die Schrift sah, war es unübersehbar, dass sie das hier mit Ernst bedachte und ihm am Ende mit ihrem Hilfsangebot nicht etwas noch schwerer machen wollte. Da müsste man wohl darüber hinweg sehen, dass hier und da einmal ein Tintenklecks auf dem Notizbuch landete, sicherlich auch etwas davon an ihrem Handballen und die Feder beim festen Aufdrücken etwas in Mitleidenschaft geriet. Wenigstens konnte sie nicht kaputt gehen, so fest wie ihre Finger das Schreibutensil auch hielten.
Zu dumm, dass man sich nicht auf das Schwanken des Schiffs ausreden konnte. Sein Aufstehen bemerkte sie in der Konzentration erst gar nicht, sondern erst, als der lautere Atem näher zu hören war und sie sich beim Aufsehen aufrichtete, um seine Arme hinter sich zu spüren. Amira drehte ihren Kopf, wobei ihr Blick das abgebrochene Stück Brot sah, so dass ihr Mundwinkel leicht zuckte, und sah dann über ihre Schulter weiter hinauf. Selbst jetzt war er… unglaublich beeindruckend. Mochte die Anstrengung der Krankheit ihn auch fahl und müde wirken lassen, büßte er in ihren Augen nichts an seiner Attraktivität ein. Das Grau in den dunklen Strähnen, der Fokus in seinen Augen und das nicht ganz geschlossene Hemd, das locker an seinem Körper saß. Sie hatte ihn bereits ohne Kleidung gesehen und wusste, was er unter diesem Stoff zu bieten hatte.
Amira schob ihre Beine an die Seite des Stuhls, damit sie sich um sitzen zur Seite herum drehen konnte und legte sanft ihre Hand auf seine an der Lehne. „Ich werde üben, damit meine Schrift ansehnlicher wird“, versprach sie und zärtlich glitt ihr Daumen über den Handballen und sein Handgelenk. Dann, ein Gedanke und sofort lächelte sie wieder. Vermutlich unerwartet war sie auf den Beinen und ließ ihn nur los, damit sie auf den Stuhl deuten konnte. „Bitte setz dich“, und die Hoffnung in ihrem Blick sprach davon, dass sich rund um sein Folgen wohl noch eine Idee drehen könnte.
Und sobald er es täte, lächelte sie nur noch mehr und schob dann achtsam sein wertvolles Notizbuch ein wenig zur Seite, um ein leeres Pergament an dessen Stelle zu legen. Der nächste Handgriff ging an ihr Kleid, um es ein Stück zu raffen, damit sie sich ohne Behinderung zwischen die Tischfläche und Ilyas schieben konnte, um auf seinem Oberschenkel Platz zu nehmen. Nun war es beinahe schon ein triumphierendes Schmunzeln, das auf den Lippen lag, doch ungeachtet dessen nahm sie nur wieder den Federkiel in die rechte Hand, während ihre linke nach seiner fischte und sie von außen an ihre Schreibhand legte. „Vielleicht klappt es besser, wenn du mich führen kannst“, meinte sie und hatte dabei aber doch nur wieder zu ihm gesehen, in die dunklen braunen Augen, die so selten auch nur einen Gedanken teilten, der sich hinter seiner Stirn verbarg. Amira versuchte es dennoch. Sie suchte, ob sie lesen konnte, was er sich dazu dachte, ob er ihrer Anwesenheit wieder überdrüssig geworden war, oder ob es eben vielleicht doch eine kleine Möglichkeit bestand, ihm die letzten Stunden der Reise ein wenig erträglicher zu machen.
Das Lächeln war nicht deswegen verschwunden, weil sie sich unwohl fühlte- ganz im Gegenteil. Stattdessen war es viel eher von ihren Lippen zu ihren Augen hinauf gewandert, während ihr Herz aufgeregt schlug und diese für sie beide so ungewohnte Nähe einfach… angenehm war. Seltsam vertraut, trotz der kurzen Zeit und zumindest für sie mächtig genug, die Welt einen Moment lang von ihnen abzuschotten. Womöglich hoffte sie, weil es ihr so ging, dass auch er die Bewegungen des Schiffs für eine Weile aus seinem Bewusstsein bannen konnte.
Womöglich schickte sich ihre Neugierde nicht, doch wie viele Sommerländer betreten jemals in ihrem Leben ein Schiff und wie viele waren davon tatsächlich Frauen? Neben ihr und der Prinzessin war es nur eine Handvoll weiblicher Gefährtinnen, die mit auf diese Reise aufgebrochen waren, denn die restlichen Schiffe waren mit den Soldaten gefüllt. Und doch… entgegen ihren Erfahrungen in dem Palast, wenn bei Unterhaltung ein ähnliches Geschlechtergewicht herrschte, fing sie die ganzen Tage über nirgendwo einen falschen Blick in ihre Richtung auf. Nur mehr als Nuance war das Henna an ihrem Körper zu erkennen, der Ring unübersehbar und ihre Zugehörigkeit in ihrem Namen eingebrannt, dass Ilyas nicht einmal ständig an ihrer Seite stehen musste, um ihre Zugehörigkeit zu ihm deutlich zu machen. Und niemand würde es wagen, es sich mit dem General zu verscherzen.
Dem armen Mann, der an seiner Seekrankheit tausend Tode starb, und den sie nicht aufmuntern verschaffte. Selbst nicht, wenn es Kleinigkeiten waren wie heute: wenn sie den dicken geflochtenen Zopf gelöst hatte, dass der Wind hindurch fahren konnte und das Salzwasser an ihre Haarsträhnen band. So war es Absicht gewesen, auf diese Weise wieder nach dem Rechten zu sehen, denn sie wusste, wie gut ihm ihre dunkle Locken gefielen und vielleicht würde alles zusammen ihn doch ein wenig über die Strapazen hinweg trösten können.
Nur weil sie keine Angst auf dem Schiff hatte, machte es die Reise nicht bequemer. Das Bett war klein und hart, den neben sich übergebenden Mann wenig romantisch, auch wenn sie ihm zuliebe immer so getan hatte, als würde sie schlafen und es nicht bemerken. Die ungewohnten Geräusche ließen sie jedoch kaum schlafen und sie sehnte sich nach einem gemütlichen Bett, in dem sie sich ausstrecken konnte. Doch Amira beschwerte sich nicht. Kein Ton der Unzufriedenheit kam über ihre Lippen, denn sie konzentrierte sich auf das Positive und suchte aktiv danach.
Wie auch in den Worten seines Notizbuches, auch wenn sie praktisch nichts wirklich davon verstand. Ihre Aussprache war holprig und schief und selbst nachdem Ilyas das Wort korrigiert hatte, fiel es ihr schwer, es einwandfrei vorzulesen. „Pailintonne“, kam sie zumindest schon nahe heran und lauschte aber interessiert der Erklärung dazu. Denn er gab Informationen bereitwillig, natürlich hörte sie zu. Und lächelte. „Selbst jetzt sind deine Gedanken bei dem, was euch bevorsteht. Wer wüsste schon, auf welche Ideen du kämest, wenn es dir gut ginge“, und das meinte sie durchaus positiv. Vielleicht hatten die Feinde etwas zu erfolgreich zu ihren Göttern gebetet, damit sie diese Wellen schickten, um den brillanten Geist des Mannes abzulenken.
Aber ihre Mimik erhellte sich nur noch weiter, als er einwilligte, ihr die Notizen anzusagen. Da wuchs die junge Frau ein Stück auf ihrem Stuhl und nahm sorgsam den Federkiel, bereit jedes Wort und jede Zahl nacheinander auf dem Pergament zu verewigen. Ilyas hatte eine geübte und geschwungen schöne Handschrift, zu der sich nun unbeholfene und krumme Linien gesellten. Der Kontrast ihrer beider Existenzen wollte sich also nun auch hier sichtbar niederschlagen und für einen Moment hoffte Amira, dass er sich beim Anblick des Geschriebenen nicht darüber grämen würde, dass sich ihre körperliche Schönheit nicht in der schriftlichen Schönheit wiederspiegelte. Umso mehr sie sich darauf konzentrierte, gerade Linien zu ziehen, umso langsamer wurde sie aber beim Schreiben und manches Mal wusste sie auch schlichtweg nicht, wie man das Wort überhaupt schrieb. Da waren also Buchstaben zu viel oder zu wenig und sicherheitshalber würde man wohl die Notizen laut lesen müssen, um manches Mal zu verstehen, was sie damit meinte.
Aber sie gab sich Mühe. So konzentriert wie sie auf die Schrift sah, war es unübersehbar, dass sie das hier mit Ernst bedachte und ihm am Ende mit ihrem Hilfsangebot nicht etwas noch schwerer machen wollte. Da müsste man wohl darüber hinweg sehen, dass hier und da einmal ein Tintenklecks auf dem Notizbuch landete, sicherlich auch etwas davon an ihrem Handballen und die Feder beim festen Aufdrücken etwas in Mitleidenschaft geriet. Wenigstens konnte sie nicht kaputt gehen, so fest wie ihre Finger das Schreibutensil auch hielten.
Zu dumm, dass man sich nicht auf das Schwanken des Schiffs ausreden konnte. Sein Aufstehen bemerkte sie in der Konzentration erst gar nicht, sondern erst, als der lautere Atem näher zu hören war und sie sich beim Aufsehen aufrichtete, um seine Arme hinter sich zu spüren. Amira drehte ihren Kopf, wobei ihr Blick das abgebrochene Stück Brot sah, so dass ihr Mundwinkel leicht zuckte, und sah dann über ihre Schulter weiter hinauf. Selbst jetzt war er… unglaublich beeindruckend. Mochte die Anstrengung der Krankheit ihn auch fahl und müde wirken lassen, büßte er in ihren Augen nichts an seiner Attraktivität ein. Das Grau in den dunklen Strähnen, der Fokus in seinen Augen und das nicht ganz geschlossene Hemd, das locker an seinem Körper saß. Sie hatte ihn bereits ohne Kleidung gesehen und wusste, was er unter diesem Stoff zu bieten hatte.
Amira schob ihre Beine an die Seite des Stuhls, damit sie sich um sitzen zur Seite herum drehen konnte und legte sanft ihre Hand auf seine an der Lehne. „Ich werde üben, damit meine Schrift ansehnlicher wird“, versprach sie und zärtlich glitt ihr Daumen über den Handballen und sein Handgelenk. Dann, ein Gedanke und sofort lächelte sie wieder. Vermutlich unerwartet war sie auf den Beinen und ließ ihn nur los, damit sie auf den Stuhl deuten konnte. „Bitte setz dich“, und die Hoffnung in ihrem Blick sprach davon, dass sich rund um sein Folgen wohl noch eine Idee drehen könnte.
Und sobald er es täte, lächelte sie nur noch mehr und schob dann achtsam sein wertvolles Notizbuch ein wenig zur Seite, um ein leeres Pergament an dessen Stelle zu legen. Der nächste Handgriff ging an ihr Kleid, um es ein Stück zu raffen, damit sie sich ohne Behinderung zwischen die Tischfläche und Ilyas schieben konnte, um auf seinem Oberschenkel Platz zu nehmen. Nun war es beinahe schon ein triumphierendes Schmunzeln, das auf den Lippen lag, doch ungeachtet dessen nahm sie nur wieder den Federkiel in die rechte Hand, während ihre linke nach seiner fischte und sie von außen an ihre Schreibhand legte. „Vielleicht klappt es besser, wenn du mich führen kannst“, meinte sie und hatte dabei aber doch nur wieder zu ihm gesehen, in die dunklen braunen Augen, die so selten auch nur einen Gedanken teilten, der sich hinter seiner Stirn verbarg. Amira versuchte es dennoch. Sie suchte, ob sie lesen konnte, was er sich dazu dachte, ob er ihrer Anwesenheit wieder überdrüssig geworden war, oder ob es eben vielleicht doch eine kleine Möglichkeit bestand, ihm die letzten Stunden der Reise ein wenig erträglicher zu machen.
Das Lächeln war nicht deswegen verschwunden, weil sie sich unwohl fühlte- ganz im Gegenteil. Stattdessen war es viel eher von ihren Lippen zu ihren Augen hinauf gewandert, während ihr Herz aufgeregt schlug und diese für sie beide so ungewohnte Nähe einfach… angenehm war. Seltsam vertraut, trotz der kurzen Zeit und zumindest für sie mächtig genug, die Welt einen Moment lang von ihnen abzuschotten. Womöglich hoffte sie, weil es ihr so ging, dass auch er die Bewegungen des Schiffs für eine Weile aus seinem Bewusstsein bannen konnte.