03-03-2024, 21:22 - Wörter:
Es geschah. Ein kleines Wunder. Belisarius sah sich in einer nicht durchdachten Situation wieder, war überfordert, mit dieser normalen menschlichen Interaktion, da er selten ohne Pläne agierte. Trotz seiner ansonsten grausam gewonnenen Autorität, seinem Machthunger, war er hier hilflos. Keine Macht der Welt half ihm gerade, denn er fand einen menschlichen Moment, der mehr zerstörte aber auch etwas in ihm errettete. Es war kein Versehen, sondern klare Absicht. Mühsam rückte er seinen Blick gerade, den er abgewendet hatte und blickte Daphne direkt an. Sie war eine hübsche junge Frau aber noch sehr jung. Daphne wirkte interessant, bewundernswert eigenständig und selbst in dieser Realität passend deplatziert. Belisarius hatte immer noch Mühe, seinen Blick auf ihr zu halten, da er sich schämte; nicht für diese Interaktion, sondern dafür, wer er war. Die Reue destillierte sich selbst zu einem Gefühl der Scham. Auch er war deplatziert in dieser Welt, doch durch eine Handlungen als Kriegshund und sicherlich nicht passend. Daphne war die schöne Seite der Andersartigkeit, während er selbst, die dunkle Seite war. Dies verband sie und trennte sich gleichermaßen. Sie saß neben ihm. An seinem Tisch. Belisarius wollte flüchten, doch wurde durch unbekannte Macht festgehalten, da er dieses kleine Wunder mitunter nicht aufgeben dürfte. Belisarius versuchte zu deuten, Daphne zu lesen, was sie wohl dachte und fühlte. Es war ihr unwohl, da sie direkt die Spende verneinte und als Versehen titulierte, doch es war wirklich kein Versehen. Belisarius wollte etwas schenken, was er schenken konnte. In seiner kalten Welt war nur Gold vorhanden, was er vergeben konnte, um seinen Dank auszudrücken. Die Atmung flachte ab, die Zeit schien in einer seltsamen Langsamkeit zu vergehen, als Belisarius diese Künstlerin betrachtete, als ob sie eine sagenhafte Gestalt aus einem der sieben Himmel war. Er brauchte zwei Atemzüge, um antworten zu können. "Ich meine es durchaus ernst," sagte er mit einer festen Überzeugung in seiner eleganten Stimme, die ihren eigenen klugen Ton hatte. "Verdient ist verdient," erklärte er als Kaufmann und hatte damit unbewusst einen Preis für gute Kunst festgelegt, was er eigentlich nicht wollte, da es für ihn persönlich unbezahlbar war. Mit einer vorsichtigen Bewegung seiner Linken wollte er ihre Hand schließen, damit sie die Goldstücke ja behielt. Die Berührung war so vorsichtig, dass sie jederzeit ihre Hand wegziehen konnte. "Du sollst bessere Tage finden," meinte er und lächelte das erste mal seit langem menschlich; mit jenem Gesicht, was nicht Jedermann war, nicht gezeichnet durch Betrug und sozialer Manipulation, sondern allein dem gewidmet war, was er eigentlich sein wollte: ein Mensch.
