05-03-2024, 19:25 - Wörter:

Auch hier in Spring’s Court hatte der Kronprinz eigentlich alles, was er wollte, sein gesamtes Leben hatte er eigentlich nie mit wirklich viel Abstinenz auskommen müssen. Nur in der Einöde hatte er ohne Wein, Met, einem guten Braten und warmen Bädern überlebt und während der Rückreise in die Hauptstadt des Frühlingslandes hatte er mit dem Gedanken gespielt, diese Erfahrung vielleicht einfach nochmal zu wiederholen. Wenn es schon keinen Krieg gab, wo er sein ganzes Testosteron ausschütten konnte, warum dann nicht sein Leben in der anderen Himmelsrichtung aufs Spiel setzen? Vermutlich war Augusto gerade mal von seinem Thron gerollt, wenn Leif mit weiteren Schätzen nach Hause zurückkehrte, oder vielleicht auch mit einem Arm weniger. Der Gedanke an die vergangenen Abenteuer glich zumindest seine griesgrämige Laune wieder aus, bis er durch die Tore von Spring’s Court ritt und mit genug Wein bei der Willkommensfeier schon wieder vergessen hatte, warum er ursprünglich so eine schlechte Laune gehabt hatte. Angenehm rauschte es in seinem Kopf, bis er sich endlich in seine (und Aleenas) Gemächer zurückzog und den Schlamm der Reise mit warmem Wasser von seiner Haut schrubbte. Eine Magd schickte sich an, einzutreten und ihm zur Hilfe zur kommen, aber er scheuchte sie weg und setzte noch einen Kommentar hinterher, der sie ihre Beine schneller in die Hand nehmen ließ. Hach ja, die kleinen Freuden am Leben, wenn man schon nicht die großen haben konnte.
Als es an seiner Tür klopfte, dachte er schon, die Magd hätte es sich noch einmal anders überlegt und wollte sein Angebot vielleicht sogar annehmen – auch wenn er es absichtlich so formuliert hatte, dass es einer Frühlingsländerin die Schamesröte in die Wangen trieb. Es war daher nicht verwunderlich, dass er sich nicht die Mühe machte, von seinem Bad aufzustehen, sondern nur seine starke Stimme zu erheben, dass sie auch sicher bis nach draußen zu hören war. „Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?!“ Mägde waren hartnäckig – Eheweiber auch. Die Stimme am anderen Ende der Tür stammte von Aleena und Leif beschlich ein bekanntes Gefühl von Gleichgültigkeit, aber nicht im negativen Sinne. Das Ehepaar hatte sich jetzt schon ein paar Wochen nicht mehr gesehen und das Fass mit dem Aleena-Etikett hatte Zeit gehabt, sich selbst abzugießen, dass Leif sich sogar dabei erwischt hatte, während der Feier ein paar Mal ihren Blick zu suchen. Mit kräftigen Fingern trieb Leif sich die Feuchtigkeit aus den dunklen Locken – er wagte nicht, an sich zu riechen, weil die Magd sicher irgendein angeblich wohltuendes Rosenöl ins Wasser geschmuggelt hatte -, und erhob sich schließlich aus dem warmen Wasser, griff nach dem Leinentuch, was man ihm bereitgelegt hatte, aber machte sich nicht mehr den Umstand, sich anzukleiden, bevor er die Tür zu seinem Gemach nach innen schwenken ließ. „Komm rein.“ Sich mit einer Hand abtrocknend und damit nur dürftig seinen aktuellen Umstand versteckend, richtete sich sein Blau auf die kleinere, zierliche Gestalt, und Leif konnte nicht umhin als die Stirn zu runzeln. „Warst du im Garten?“, fragte er und trat zur Seite, damit Aleena eintreten konnte. Er drückte die Tür hinter ihr zu und machte sich, ohne sie noch eines großen Blickes zu würdigen, sofort wieder auf in Richtung der Wanne, um sich die frisch bereitgelegte Kleidung zu schnappen. „Eins muss man Castandor wirklich lassen. Schade um den guten Wein, wenn wir ihre Felder niederbrennen.“ Allein bei dem Gedanken stellten sich die feinen Härchen auf seinem Nacken auf, sicher nicht der Kälte geschuldet, die hier im Frühlingsland ohnehin mild ausfiel. Nein. Er konnte es kaum erwarten, besagte Felder endlich brennen zu sehen.
