10-03-2024, 21:14 - Wörter:
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10-03-2024, 21:15 von Aleena Stelhammer.)
Beinahe verärgert über ihre eigene Empfindlichkeit trat sie trotz aller Instinkte in das Bad. Sie blinzelte die Hitze weg und richtete ihre blauen Augen auf ihren Ehemann. Er war nackt. Kein einziges Stückchen Stoff befand sich auf seiner noch immer nassen und glänzenden Haut. Eine kleine Öllampe erhellte das holzvertäfelte Badezimmer und ließ die Schatten auf seinen Muskeln tanzen. Für einen kurzen Moment überlegte sie, ob er sich absichtlich so präsentierte. Noch immer hatte es kein Laut aus ihren rosigen Lippen geschafft. Die ehemalige Stafford streckte den Rücken durch und versuchte sich an einem Lächeln. Sie hatte offensichtliche Schwierigkeiten den Blick in sein Gesicht zu richten. Obwohl Aleena bislang nie über die Tatsache nachgedacht hatte, dass Männer sogar anziehend sein konnten (selbst nachdem sie ihre Unschuld verloren hatte, war ihr das komischerweise nie in den Sinn gekommen) konnte sie sich der Atmosphäre nicht entziehen. Schamesröte ließ ihre Wangen leuchten. Glücklicherweise erhellte die Öllampe nur notdürftig den Raum, sodass ihm hoffentlich entgehen würde, wie unangenehm ihr die Situation war. Vor allem, wie unangenehm ihr die Tatsache war, dass sie mit ihrem Blick immer wieder tiefer schweifte, als ihr lieb war. Es ging nicht anders. Leif war ein gut gebauter Mann und... verunsicherte sie. Mit jeder Faser seines Körpers. Von seiner Haarspitze bis zu seinem Zehennagel.
Aleena räusperte sich. "Danke", erwiderte sie nun auf die Einladung, den Raum zu betreten. Wenn auch reichlich spät und der inhaltliche Zusammenhang kaum noch erkennbar war. Sie musste sich zusammenreißen! Es war ihre Pflicht eine gute Ehefrau zu sein und obwohl schon so viele Monate nach ihrer Hochzeit vergangen waren, hatte sie ganz tief in ihrem Inneren nie die Hoffnung aufgegeben vielleicht doch noch ihre ganz neue Art von Glück zu finden. Ein anderes Glück, als sie es sich als junges Mädchen ausgemalt hatte, aber manchmal musste man im Leben einfach improvisieren.
Sie beobachtete ihren Mann dabei, wie er sich notdürftig abtrocknete und dann zu seinen Kleidern ging. Die stählernen Muskeln an seinem Rücken sorgten abermals dafür, dass ihr die Worte fehlten. Sie nickte lediglich, als er fragte, ob sie im Garten gewesen war. Du dummes Lamm, maßregelte sie sich selbst in Gedanken. Wie sollte er die Bestätigung sehen, wenn er ihr den Rücken zudrehte?! Also ein neuer Versuch: "Ja, ich habe vorhin einen Spaziergang durch den Garten des Schlosses gemacht. Schon als kleines Mädchen habe ich hier sehr viel Zeit verbracht", erzählte sie mit glitzernden Augen und versuchte sich gedanklich weiter davon abzulenken, dass ihr Mann immer noch nackt vor ihr stand.
Plötzlich kam ihr ein angsteinflößender Gedanke. War es ihre Pflicht als Ehefrau jetzt... etwas zu tun? Sollte sie sich im nähern und... etwas in die Wege leiten? Ihre Augen wurden größer und sie starrte Leifs Rückansicht an. Obwohl sie zwar schon ein paar wenige Male miteinander intim geworden waren, konnte man nicht wirklich behaupten, dass Aleena Erfahrung in solchen Dingen hatte. Sie war so unbeholfen wie ein junges Reh. Dabei wünschte sie sich selbst, dass es anders wäre. Sie wäre gerne eine starke und emotional gefestigte Frau. Sie würde gerne weniger in ihren Gedanken hängen und sich von ihrer Angst leiten lassen.
Sie trat einen Schritt in seine Richtung. Das Holz knarrte unter ihren Füßen und in ihren Ohren hörte es sich an, als würde die Welt aus den Fugen brechen.
"Vielleicht sollten wir vorher ein paar Trauben sichern, bevor ihr die Flammen arbeiten lasst", erwiderte sie leise auf seine Worte und hoffte, dass es die richtige Antwort war. Was das ganze Thema Krieg anbelangte, war sie mindestens so unwissend, wie es mit der Liebe zwischen Eheleuten war.
"Ich bin froh, dass es Dir gut geht", murmelte sie leise und überlegte anschließend, ob es wirklich pures Glück war, dass sich in ihrer Magengegend ausbreitete, als sie gehört hatte, dass die Männer in wenigen Tagen hier eintreffen würden...
