01-04-2024, 14:07 - Wörter:
All die Macht, die erlangte, war bedeutungslos. Bedeutungslos, wie alles, woran Menschen glauben wollten, wenn man im Angesicht der eigenen Schuld stand. Belisarius blickte den hilfsbereiten Sohn des Wirts an. Er war augenscheinlich ein freundlicher Mensch, der sich dienstbar anbot und vielleicht sogar noch Erwartungen und Hoffnungen im Leben fand. Belisarius beäugte den Mann, versuchte zu verstehen, was diesen antrieb und schloss damit ab, dass er brauchbar war. "Iakovos, du wirst meinen Dank erhalten. Ebenso, wie dein Vater. Ihr habt uns sehr geholfen," antwortete Belisarius von seinem Pferd aus und deutete in die richtige Richtung zu seinem Anwesen. Ein merkwürdiger Wind zog durch die Straßen, wirbelte den Staub vom Kopfstein auf, so dass sich kleine Windspiele zeigten, indem sich die Staubkörnern in Mustern über die Stein bewegten. Belisarius hatte in diesem Augenblick aber keinen Sinn für diese feine Ästhetik, die das Leben ihm zuspielen wollte. Er führte seinen eigenen Kampf, suchte seinen eigenen Sinn und verlor für diese Zeit den Blick für die Welt. Der Sohn des Wirts beeilte sich, tat seine Arbeit am Wagen und alsbald brachen sie auf. Belisarius hatte seine Ziele erreicht. Aber waren es wirklich seine Ziele? Was war davon übrig geblieben? Wer war er als Mensch? War er überhaupt ein Mensch? Fragen, die unbeantwortet bleiben mussten, da Belisarius für diesen Moment um eine Lüge stritt, die er selbst glauben wollte aber wusste, dass es niemals wahr sein konnte. Der Kriegsherr verlangsamte den Schritt seines Pferdes, um etwas zurück zu fallen, um Daphne zu beobachten, wie sie dort lag. Er sorgte sich um sie. Doch die Sorge eines Mannes, wie Belisarius, war niemals eine gerechte Sorge, sondern selbstsüchtig. Er sorgte sich um seinen Traum. Nicht um die Seele von Daphne. Wer mit Mensch umging, wie er es tat, tat dies auch in allen anderen Situationen. Ein schneller Blick versicherte sich Iakovos, ob dieser Mann seine Tat gut verrichtete und er leitete den Wagen gut an, so dass das Gespann aufrichtig fuhr. Mit ebenso schnellen Worten lotste er den Sohn des Wirts durch die wirren Straßen der Stadt, immer wieder auf den großen Wehrturm zeigend, der die Zitadelle seines Anwesens überkronte. Es war eine Krone aus Stein, schwarz-grauem Stein, der so unheilig und fremd wirkte, da er sich gar nicht ins Stadtbild einfügen konnte. Der große Turm wirkte bedrohlich mit seiner okkulten Farbe und den geraden Wehrzinnen. Kaum konnte man die Banner an ihm erkennen, die von ihm herabhingen. Belisarius verachtete diesen Turm, doch er erfüllte seinen Zweck. Er war ein gutes Symbol für sein Handwerk, ein abschreckendes Warnzeichen für seine Feinde und ein Kennzeichen seiner Mächte. Doch je näher man diesem Bollwerk kam, umso klarer wurde es, dass es eher ein Kerker und Verließ war. Man ließ hier alle zivilen und freien Träume zurück, da hier kein Platz für liebevolle Träume war.
Die kalte Ambition blieb als einziges übrig. Belisarius spürte wieder diese feine Kälte in seinem Genick, einem Windhauch gleich, erinnerte sie ihn daran, dass auch er sterblich war und eine Schuld mit sich trug, gar verflucht war. Egal, was er für sich glaubte, wissen zu wollen, so war alles seltsam leer. Wenn er hoffte, war dies keine Hoffnung, sondern Vergeltung. Wenn er half, verdarb er. Alles, was in seine Fänge geriet, erfror und verlor sich am Ende. Daphne war eine Gefangene, wie er selbst. Doch wusste sie es noch nicht. Alle waren hier gefangen, nicht nur in dieser Zeit, sondern auch in den toten Ideen eines vergangenen Kredos, eines nun Dogma gewordenen Sinns. Doch etwas verweigerte sich. Als sie reisten, die Wege zum unheiligen dunklen Turm fanden, begleitete sie ein Licht aus den Himmeln, welches vergebungsvoll auf sie fiel. Zwar brach die Nacht ein, doch der Mond gab sein Licht bereitwillig ab, um den Verlorenen ein Leuchtfeuer zu sein. Der Tag ging vorsichtig und die Nacht trat mit ihrem stillen Tanz entgegen. Allen Sterblichen wurde eine Gnade zu teil. Belisarius wagte einen Blick zum kommenden Mond hinauf. Eine Wolke glitt vorbei, verbarg dessen Angesicht und dann war da dieses wunderschöne Licht, welches herabfiel. Eine Melancholie befiel den Kriegsherren, da er sich daran erinnerte, was er einst sein wollte. Doch nun war er es nicht mehr. Er senkte seinen Blick herab, in einer stillen Schuld, die nicht nach Vergebung verlangte aber bedurfte. Ein Teufel, getrennt von den Himmeln, suchte ständig, nach einem Pfad zurück. Doch es gab keinen Weg zurück. Für niemanden. Die Zeit kannte keine Gnade und mit Sicherheit kein Pardon. Sie verlief stur ohne nach einem Sinn zu fragen. Die Zeit war kein Richter, nur ein Henker. Wieder dieser Windhauch, dieses Gefühl von Kälte und Frost. Belisarius erhob sein Haupt, versuchte sich zu erwehren, seine Aufgaben zu sehen und es gelang abermals den Fluch zu beschwören. Belisarius machte weiter. Er machte einfach immer weiter, unaufhaltsam und beständig, wie die Zeit selbst. Sie erreichten ihr Ziel. Der Sohn des Wirts eilte herbei und fragte, ob er die Sängerin irgendwo hinbringen solle. Belisarius nickte, nachdem er einen beistehenden Boten beauftragt hatte, nach seiner Heilerin zu schicken, und zeigte zum großen portal-artigen Tor seines Anwesens, im Schatten des dunklen Turms, umgeben von dicken Mauern, bewehrt mit Wehrgängen. Zwei Wachen standen dort, erhoben ihre Hellebarden und richteten sich militärisch geübt auf. Es waren seine Wachen, die ihn erkannten und einen wortlosen Gruß vorbereiteten.
"Meine Heilerin," rief er dennoch lautstark, so dass seine brachiale Stimme über das Tor hinweg flog. Er hatte es eilig und wollte nicht mehr warten. Eine der Wachen nickte und wiederholte den Ausruf, ohne ihren Posten zu verlassen. Das Wort drang weit fort und alsbald tauchte die gewünschte Heilerin tatsächlich auf. Belisarius saß von seinem Pferd ab, übergab es einem Stalljungen, der ebenfalls herbeigeeilt war. Mit eleganten langen Schritten trat er auf Rabia Jazairi zu. Ihr Angesicht störte ihn keineswegs, obwohl es so mancher als seltsam und gruselig empfand. Sie hatte ihre eigene Art zu leben aber hatte herausragende Talente. Belisarius hatte immer schon ein Auge für besondere Menschen und Talente. Sein engstes Umfeld war gezeichnet von besonderen Menschen, die nicht ganz in die Welt passten aber besondere Talente mit sich brachten. Wo andere diese Menschen verstießen, nahm er sie auf und gab ihnen Aufgaben und einen Sinn. Belisarius war erfolgreich, weil er mit dem arbeitete, was das Leben ihm bot und gab sich keiner Eitelkeit hin, ein besserer Mensch zu sein. Er war es mit Sicherheit nicht, so denn er auch Zeit und Interaktion mit anderen Außenseitern teilen konnte, die dem Leben auch etwas abringen mussten. "Rabia, alte Freundin," grüßte Belisarius mit einem freundlichen Lächeln. Er vertraute ihr. Natürlich vertraute er keinem Menschen wirklich aber ein wenig Vorschussvertrauen hatte Rabia längst gewonnen. Immerhin erhielt sein Heer am Leben, mischte Gift für seine besonderen Ziele und im Allgemeine hatte sie oft gute Einfälle, wie man mit manchem Problem umgehen könne. Beide teilten Gewissheiten und das machte sich gleicher als manch anderen Menschen. Sie enttäuschten sich nicht, traten füreinander ein und arbeiteten an ihren gemeinsamen Aufgaben. "Eine Sängerin, die einen Unfall in einer Taverne hatte," erklärte er und deutete auf den Wagen, dann auf Iakovos, der hoffentlich die Frau bei sich trug. Durch die Entfernung konnte Belisarius ihr verlassenes "Wo bin ich...?" nicht wahrnehmen. "Sie nennt sich Daphne und ich glaube, dass sie sich als Agentin wunderbar eignen würde. Wir müssen sie nur entsprechend vorbereiten und sie kann ein Leben mit uns führen," sagte er etwas leiser und trat dabei sehr nahe an Rabia heran. "Du hast nicht zufällig noch einen Trank des Vergessens?" Ein Gift, welches zwar keine Persönlichkeit auslöschte, aber zu einem diesigen und verwirrten Zustand führte, so dass man in der Tat Zeitgefühl und manche Erinnerung verlor. Es hatte jedoch einen entscheidenden Vorteil, denn es erlaubte Suggestionen und eine erleichterten Zugang zum Geist einer Person. Manipulation fiel dann schlicht leichter und man konnte einem Geist so manche Idee einsetzen, die sich dort festsetzen konnte. Diese Eigenschaft setzte er gerne ein, um Gefangenen Informationen zu entlocken oder seine Agenten vorzubereiten, damit sie ihre Rollen wirklich leben konnten. Auch half es so mancher Seele durch die grausamen Aufgaben, die Belisarius stellte. Einen Meuchelmord zu vergessen, konnte hilfreich sein und der Trank half dabei. "Ich denke, dass sie zu uns gehören sollte. Doch, du kennst mich, die Entscheidung werde ich ihr überlassen," meinte er und verlor dann jenes Lächeln aus seinem Gesicht. Er hoffte, dass Daphne bleiben würde. "Doch zunächst solltest du ihren Gesundheitszustand überprüfen," sagte er und gab den Weg frei, indem er einen Schritt zurück machte.
Die kalte Ambition blieb als einziges übrig. Belisarius spürte wieder diese feine Kälte in seinem Genick, einem Windhauch gleich, erinnerte sie ihn daran, dass auch er sterblich war und eine Schuld mit sich trug, gar verflucht war. Egal, was er für sich glaubte, wissen zu wollen, so war alles seltsam leer. Wenn er hoffte, war dies keine Hoffnung, sondern Vergeltung. Wenn er half, verdarb er. Alles, was in seine Fänge geriet, erfror und verlor sich am Ende. Daphne war eine Gefangene, wie er selbst. Doch wusste sie es noch nicht. Alle waren hier gefangen, nicht nur in dieser Zeit, sondern auch in den toten Ideen eines vergangenen Kredos, eines nun Dogma gewordenen Sinns. Doch etwas verweigerte sich. Als sie reisten, die Wege zum unheiligen dunklen Turm fanden, begleitete sie ein Licht aus den Himmeln, welches vergebungsvoll auf sie fiel. Zwar brach die Nacht ein, doch der Mond gab sein Licht bereitwillig ab, um den Verlorenen ein Leuchtfeuer zu sein. Der Tag ging vorsichtig und die Nacht trat mit ihrem stillen Tanz entgegen. Allen Sterblichen wurde eine Gnade zu teil. Belisarius wagte einen Blick zum kommenden Mond hinauf. Eine Wolke glitt vorbei, verbarg dessen Angesicht und dann war da dieses wunderschöne Licht, welches herabfiel. Eine Melancholie befiel den Kriegsherren, da er sich daran erinnerte, was er einst sein wollte. Doch nun war er es nicht mehr. Er senkte seinen Blick herab, in einer stillen Schuld, die nicht nach Vergebung verlangte aber bedurfte. Ein Teufel, getrennt von den Himmeln, suchte ständig, nach einem Pfad zurück. Doch es gab keinen Weg zurück. Für niemanden. Die Zeit kannte keine Gnade und mit Sicherheit kein Pardon. Sie verlief stur ohne nach einem Sinn zu fragen. Die Zeit war kein Richter, nur ein Henker. Wieder dieser Windhauch, dieses Gefühl von Kälte und Frost. Belisarius erhob sein Haupt, versuchte sich zu erwehren, seine Aufgaben zu sehen und es gelang abermals den Fluch zu beschwören. Belisarius machte weiter. Er machte einfach immer weiter, unaufhaltsam und beständig, wie die Zeit selbst. Sie erreichten ihr Ziel. Der Sohn des Wirts eilte herbei und fragte, ob er die Sängerin irgendwo hinbringen solle. Belisarius nickte, nachdem er einen beistehenden Boten beauftragt hatte, nach seiner Heilerin zu schicken, und zeigte zum großen portal-artigen Tor seines Anwesens, im Schatten des dunklen Turms, umgeben von dicken Mauern, bewehrt mit Wehrgängen. Zwei Wachen standen dort, erhoben ihre Hellebarden und richteten sich militärisch geübt auf. Es waren seine Wachen, die ihn erkannten und einen wortlosen Gruß vorbereiteten.
"Meine Heilerin," rief er dennoch lautstark, so dass seine brachiale Stimme über das Tor hinweg flog. Er hatte es eilig und wollte nicht mehr warten. Eine der Wachen nickte und wiederholte den Ausruf, ohne ihren Posten zu verlassen. Das Wort drang weit fort und alsbald tauchte die gewünschte Heilerin tatsächlich auf. Belisarius saß von seinem Pferd ab, übergab es einem Stalljungen, der ebenfalls herbeigeeilt war. Mit eleganten langen Schritten trat er auf Rabia Jazairi zu. Ihr Angesicht störte ihn keineswegs, obwohl es so mancher als seltsam und gruselig empfand. Sie hatte ihre eigene Art zu leben aber hatte herausragende Talente. Belisarius hatte immer schon ein Auge für besondere Menschen und Talente. Sein engstes Umfeld war gezeichnet von besonderen Menschen, die nicht ganz in die Welt passten aber besondere Talente mit sich brachten. Wo andere diese Menschen verstießen, nahm er sie auf und gab ihnen Aufgaben und einen Sinn. Belisarius war erfolgreich, weil er mit dem arbeitete, was das Leben ihm bot und gab sich keiner Eitelkeit hin, ein besserer Mensch zu sein. Er war es mit Sicherheit nicht, so denn er auch Zeit und Interaktion mit anderen Außenseitern teilen konnte, die dem Leben auch etwas abringen mussten. "Rabia, alte Freundin," grüßte Belisarius mit einem freundlichen Lächeln. Er vertraute ihr. Natürlich vertraute er keinem Menschen wirklich aber ein wenig Vorschussvertrauen hatte Rabia längst gewonnen. Immerhin erhielt sein Heer am Leben, mischte Gift für seine besonderen Ziele und im Allgemeine hatte sie oft gute Einfälle, wie man mit manchem Problem umgehen könne. Beide teilten Gewissheiten und das machte sich gleicher als manch anderen Menschen. Sie enttäuschten sich nicht, traten füreinander ein und arbeiteten an ihren gemeinsamen Aufgaben. "Eine Sängerin, die einen Unfall in einer Taverne hatte," erklärte er und deutete auf den Wagen, dann auf Iakovos, der hoffentlich die Frau bei sich trug. Durch die Entfernung konnte Belisarius ihr verlassenes "Wo bin ich...?" nicht wahrnehmen. "Sie nennt sich Daphne und ich glaube, dass sie sich als Agentin wunderbar eignen würde. Wir müssen sie nur entsprechend vorbereiten und sie kann ein Leben mit uns führen," sagte er etwas leiser und trat dabei sehr nahe an Rabia heran. "Du hast nicht zufällig noch einen Trank des Vergessens?" Ein Gift, welches zwar keine Persönlichkeit auslöschte, aber zu einem diesigen und verwirrten Zustand führte, so dass man in der Tat Zeitgefühl und manche Erinnerung verlor. Es hatte jedoch einen entscheidenden Vorteil, denn es erlaubte Suggestionen und eine erleichterten Zugang zum Geist einer Person. Manipulation fiel dann schlicht leichter und man konnte einem Geist so manche Idee einsetzen, die sich dort festsetzen konnte. Diese Eigenschaft setzte er gerne ein, um Gefangenen Informationen zu entlocken oder seine Agenten vorzubereiten, damit sie ihre Rollen wirklich leben konnten. Auch half es so mancher Seele durch die grausamen Aufgaben, die Belisarius stellte. Einen Meuchelmord zu vergessen, konnte hilfreich sein und der Trank half dabei. "Ich denke, dass sie zu uns gehören sollte. Doch, du kennst mich, die Entscheidung werde ich ihr überlassen," meinte er und verlor dann jenes Lächeln aus seinem Gesicht. Er hoffte, dass Daphne bleiben würde. "Doch zunächst solltest du ihren Gesundheitszustand überprüfen," sagte er und gab den Weg frei, indem er einen Schritt zurück machte.
