14-04-2024, 19:06 - Wörter:
Rabia nickte ihrem Gegenüber zu, als dieser ihr dankte und freundschaftlich eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie hob ihre eigene Hand und tätschelte seinen ausgestreckten Unterarm. Wenn, dann hatte die Geste höchstens etwas Mütterliches. Sie waren Verbündete in allem, was sie taten und Rabia hatte nun den kleinen Teil erledigt, der in ihrer Verantwortung lag. Der Rest ging sie erst einmal nichts mehr an.
Wohlwollend nahm sie seine Bitte auf, nach dem Burschen aus der Taverne zu sehen und diesen auf einen sicheren Heimweg zu führen. Sie würde schon die richtigen Worte finden. Und immerhin konnte er daheim ohne zu Lügen behaupten, dass er die Bardin bei einer Heilerin abgegeben hatte.
Rabia nahm sich vor, das Korsett noch vom Wagen zu holen und dieses an einem geeigneten Ort für den Hausherrn zu hinterlegen, während er nun seinen eigenen Geschäften nachgehen wollte.
*****
Nachdem die Heilerin verschwunden war, setzte Daphne sich wieder auf. Obwohl sich an ihrer Situation wenig verändert hatte, fühlte sie sich etwas besser. Allein schon, weil jemand anderes ihr bestätigt hatte, dass alles in Ordnung war und ihre Kopfschmerzen sicherlich auch bald zurückgehen würden. Mittlerweile fühlte sie sich auch wieder bei vollstem Bewusstsein und so nutzte sie die Gelegenheit, sich mit wachem Blick umzusehen. Neben ihr stand ein kleines Schränkchen, auf dem einiger interessanter Krimskrams herumlag. Sie liebte Tand und vorallem glänzende Dinge. Ohne zu wissen, was es war, griff sie nach einer Pipette und führte sich das kleine Ding vor Augen um es näher in Augenschein zu nehmen. Essbares konnte sie leider nicht erkennen, ansonsten hätte sie sich sicherlich nicht beherrschen können. Nachdem sie die Pipette in den Händen gedreht und gewendet hatte, ohne herauszufinden, was es war, legte sie das Stück wieder weg und nahm stattdessen eine metallene Schale in die Hand, die mit getrockneten Blütenblättern und Orangenschalen gefüllt war. Sie roch daran und drehte die Schale in den Händen, lauschte dem Geräusch der trockenen Blütenblätter, die in der Schale herumglitten und knisternd aufeinandertrafen.
Dann hörte sie, dass sich an der Tür etwas tat und gab sich nicht einmal die Mühe, ertappt auszusehen. Sie blickte kurz in die Richtung der Tür und stellte das Schälchen dann wieder behutsam ab. Da sie nichts weggenommen hatte, schämte sie sich auch nicht für ihre Neugier.
Diesmal kam der Hausherr zur Tür rein und fragte nach, ob er eintreten dürfe. Daphne nickte ihm etwas verblüfft über die Frage zu und lehnte sich wieder gegen die Wand hinter sich. Jetzt, wo sie von der Bühne runter war und nicht im gleißenden Licht stand, hatte ihre Präsenz einiges eingebüßt. Ihre Augen tanzten und lachten jetzt nicht. Vermutlich, weil sie sich gerade jetzt immer noch sehr klein und verwundbar fühlte. Doch sie betrachtete ihr Gegenüber mit größtem Fokus. Belisarius, wiederholte sie stumm seinen Namen, formte ihn mit den Lippen nach, nur um zu erkennen, ob sich dabei etwas in ihr regte. Doch Fehlanzeige. Es traf sie hart, sich nicht vollständig an das Gespräch mit ihm erinnern zu können.
Dabei bemerkte sie natürlich nicht, dass sie in der Taverne ihre Namen nicht mal ausgetauscht hatten. Nur... weil er ihren Namen schon kannte, ging sie automatisch davon aus, dass sie über ihre Namen gesprochen hatten. Ihre Annahme, sich nur nicht mehr darin erinnern zu können, entsprach also nicht den Tatsachen. Dass er sich Sorgen gemacht hatte, berührte sie ebenfalls auf seltsame Art. Normalerweise machte sich niemand Sorgen um sie - aber vermutlich auch, weil es dazu bisher keinen Anlass gegeben hatte. "Tut mir leid, dass ich für so viel Aufruhr gesorgt hab'...", sagte sie und versuchte es mit einem schiefen Lächeln.
Er hinterfragte sogleich, ob man sie gut behandelt hatte, was sie mit einem energischen Nicken bejahte. Rabia kam ihr zwar immer noch ein wenig unheimlich vor, doch sie hatte sich freundlich und sanft um sie gekümmert.
"Wie ... wie darf ich Euch denn ansprechen und nennen?", fragte sie, denn sie erinnerte sich mittlerweile daran, dass sie ihn für einen Adligen gehalten hatte. So großzügig wie das Trinkgeld ausgefallen war. Und ja, er hatte ihr einen Namen genannt, aber sie war sich noch nicht sicher, ob sie ihn duzen durfte, oder eher nicht.
Dann erzählte er von ihrem Vater und Daphne richtete sich automatisch ein wenig im Sitzen auf. Sie löste sich von der Steinwand hinter sich und beugte sich so weit vor, wie es ging, wenn man sich noch nicht wieder vollständig auf die Tragkraft seiner Beine verlassen wollte. Ihr Blick war vollkommen fokussiert, sah ihm gebannt in die Augen. Hinter ihren eigenen Augen schien einiges in Bewegung gekommen zu sein. Sie schien die Geschichte abzuwägen. Ignatius war nie der Name gewesen, den sie sich für ihren Ritter-Vater vorgestellt hatte, ... aber sie war bereit, sich daran zu gewöhnen. Da ihre Mutter sich bezüglich ihres Vaters immer extrem ausgeschwiegen hatte, war Daphne bereit, alles zu glauben, was man ihr berichtete. Onkel Ignatius.. nein... Vater Ignatius, korrigierte sie ihre Gedanken und versuchte herauszurechnen, was das für ihre Beziehung zu Belisarius bedeutete. "Dann... wären wir Cousins...", stellte sie vollkommen verblüfft fest.
Es war tatsächlich eine Menge, die es für Daphne zu verdauen galt und sie wusste noch nicht, ob sie weitere Häppchen an Informationen überhaupt schon aufnehmen konnte. Die Information, dass er aktuell verschwunden und möglicherweise tot war, drang erst langsam zu ihr durch. Natürlich loderte ein Feuer von Sehnsucht und Sorge in ihr hoch, während sie darüber nachdachte, was sie tun konnte, um ihn vielleicht zu finden. Doch die Aufgabe schien zu überwältigend. Belisarius wandte vermutlich daher auch nun ein, dass sie sich erst einmal ausruhen solle.
Wie auf Kommando lehnte sie sich wieder mit dem Rücken an und atmete durch.
Und da sie nicht zur schüchternen Sorge gehörte, stellte sie sogleich ungeniert ihre nächste Frage.
"Kann ich heute Nacht bei Euch schlafen?", fragte sie hoffnungsvoll - und schien damit nicht gerade den Raum zu meinen, in dem sie sich gerade befand. Nichts an der Art, wie sie die Frage stellte, war auch nur im entferntesten Sinne als anrüchig zu verstehen. "Ich schlaf' auch auf dem Boden... ich will nur nicht allein sein", erklärte sie sich und hoffte darauf, dass er ihrem Wunsch stattgeben würde.
Wohlwollend nahm sie seine Bitte auf, nach dem Burschen aus der Taverne zu sehen und diesen auf einen sicheren Heimweg zu führen. Sie würde schon die richtigen Worte finden. Und immerhin konnte er daheim ohne zu Lügen behaupten, dass er die Bardin bei einer Heilerin abgegeben hatte.
Rabia nahm sich vor, das Korsett noch vom Wagen zu holen und dieses an einem geeigneten Ort für den Hausherrn zu hinterlegen, während er nun seinen eigenen Geschäften nachgehen wollte.
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Nachdem die Heilerin verschwunden war, setzte Daphne sich wieder auf. Obwohl sich an ihrer Situation wenig verändert hatte, fühlte sie sich etwas besser. Allein schon, weil jemand anderes ihr bestätigt hatte, dass alles in Ordnung war und ihre Kopfschmerzen sicherlich auch bald zurückgehen würden. Mittlerweile fühlte sie sich auch wieder bei vollstem Bewusstsein und so nutzte sie die Gelegenheit, sich mit wachem Blick umzusehen. Neben ihr stand ein kleines Schränkchen, auf dem einiger interessanter Krimskrams herumlag. Sie liebte Tand und vorallem glänzende Dinge. Ohne zu wissen, was es war, griff sie nach einer Pipette und führte sich das kleine Ding vor Augen um es näher in Augenschein zu nehmen. Essbares konnte sie leider nicht erkennen, ansonsten hätte sie sich sicherlich nicht beherrschen können. Nachdem sie die Pipette in den Händen gedreht und gewendet hatte, ohne herauszufinden, was es war, legte sie das Stück wieder weg und nahm stattdessen eine metallene Schale in die Hand, die mit getrockneten Blütenblättern und Orangenschalen gefüllt war. Sie roch daran und drehte die Schale in den Händen, lauschte dem Geräusch der trockenen Blütenblätter, die in der Schale herumglitten und knisternd aufeinandertrafen.
Dann hörte sie, dass sich an der Tür etwas tat und gab sich nicht einmal die Mühe, ertappt auszusehen. Sie blickte kurz in die Richtung der Tür und stellte das Schälchen dann wieder behutsam ab. Da sie nichts weggenommen hatte, schämte sie sich auch nicht für ihre Neugier.
Diesmal kam der Hausherr zur Tür rein und fragte nach, ob er eintreten dürfe. Daphne nickte ihm etwas verblüfft über die Frage zu und lehnte sich wieder gegen die Wand hinter sich. Jetzt, wo sie von der Bühne runter war und nicht im gleißenden Licht stand, hatte ihre Präsenz einiges eingebüßt. Ihre Augen tanzten und lachten jetzt nicht. Vermutlich, weil sie sich gerade jetzt immer noch sehr klein und verwundbar fühlte. Doch sie betrachtete ihr Gegenüber mit größtem Fokus. Belisarius, wiederholte sie stumm seinen Namen, formte ihn mit den Lippen nach, nur um zu erkennen, ob sich dabei etwas in ihr regte. Doch Fehlanzeige. Es traf sie hart, sich nicht vollständig an das Gespräch mit ihm erinnern zu können.
Dabei bemerkte sie natürlich nicht, dass sie in der Taverne ihre Namen nicht mal ausgetauscht hatten. Nur... weil er ihren Namen schon kannte, ging sie automatisch davon aus, dass sie über ihre Namen gesprochen hatten. Ihre Annahme, sich nur nicht mehr darin erinnern zu können, entsprach also nicht den Tatsachen. Dass er sich Sorgen gemacht hatte, berührte sie ebenfalls auf seltsame Art. Normalerweise machte sich niemand Sorgen um sie - aber vermutlich auch, weil es dazu bisher keinen Anlass gegeben hatte. "Tut mir leid, dass ich für so viel Aufruhr gesorgt hab'...", sagte sie und versuchte es mit einem schiefen Lächeln.
Er hinterfragte sogleich, ob man sie gut behandelt hatte, was sie mit einem energischen Nicken bejahte. Rabia kam ihr zwar immer noch ein wenig unheimlich vor, doch sie hatte sich freundlich und sanft um sie gekümmert.
"Wie ... wie darf ich Euch denn ansprechen und nennen?", fragte sie, denn sie erinnerte sich mittlerweile daran, dass sie ihn für einen Adligen gehalten hatte. So großzügig wie das Trinkgeld ausgefallen war. Und ja, er hatte ihr einen Namen genannt, aber sie war sich noch nicht sicher, ob sie ihn duzen durfte, oder eher nicht.
Dann erzählte er von ihrem Vater und Daphne richtete sich automatisch ein wenig im Sitzen auf. Sie löste sich von der Steinwand hinter sich und beugte sich so weit vor, wie es ging, wenn man sich noch nicht wieder vollständig auf die Tragkraft seiner Beine verlassen wollte. Ihr Blick war vollkommen fokussiert, sah ihm gebannt in die Augen. Hinter ihren eigenen Augen schien einiges in Bewegung gekommen zu sein. Sie schien die Geschichte abzuwägen. Ignatius war nie der Name gewesen, den sie sich für ihren Ritter-Vater vorgestellt hatte, ... aber sie war bereit, sich daran zu gewöhnen. Da ihre Mutter sich bezüglich ihres Vaters immer extrem ausgeschwiegen hatte, war Daphne bereit, alles zu glauben, was man ihr berichtete. Onkel Ignatius.. nein... Vater Ignatius, korrigierte sie ihre Gedanken und versuchte herauszurechnen, was das für ihre Beziehung zu Belisarius bedeutete. "Dann... wären wir Cousins...", stellte sie vollkommen verblüfft fest.
Es war tatsächlich eine Menge, die es für Daphne zu verdauen galt und sie wusste noch nicht, ob sie weitere Häppchen an Informationen überhaupt schon aufnehmen konnte. Die Information, dass er aktuell verschwunden und möglicherweise tot war, drang erst langsam zu ihr durch. Natürlich loderte ein Feuer von Sehnsucht und Sorge in ihr hoch, während sie darüber nachdachte, was sie tun konnte, um ihn vielleicht zu finden. Doch die Aufgabe schien zu überwältigend. Belisarius wandte vermutlich daher auch nun ein, dass sie sich erst einmal ausruhen solle.
Wie auf Kommando lehnte sie sich wieder mit dem Rücken an und atmete durch.
Und da sie nicht zur schüchternen Sorge gehörte, stellte sie sogleich ungeniert ihre nächste Frage.
"Kann ich heute Nacht bei Euch schlafen?", fragte sie hoffnungsvoll - und schien damit nicht gerade den Raum zu meinen, in dem sie sich gerade befand. Nichts an der Art, wie sie die Frage stellte, war auch nur im entferntesten Sinne als anrüchig zu verstehen. "Ich schlaf' auch auf dem Boden... ich will nur nicht allein sein", erklärte sie sich und hoffte darauf, dass er ihrem Wunsch stattgeben würde.
