15-08-2024, 06:04 - Wörter:
Die Wahrheit. Was war seiner Meinung nach die Wahrheit, warum sie Leben, Familie und Zukunft aufs Spiel setzten? Leif war gebildet genug, um zu wissen, dass es nicht immer die beste Entscheidung war, mit seiner eigenen Wahrheit in die Tür zu fallen, vor allem, wenn sie politische Wellen schlagen konnte. Das war etwas, was er noch nie so recht hatte akzeptieren können, dieses Spiel um Wahrheit, die Macht von Lügen und Intrigen, diese verdammten lachenden Masken am Großkönigshof und teilweise sogar hier, wo man nicht einfach jede Meinungsverschiedenheit mit Argumenten und Fäusten regeln wollte. Wer Macht hatte, der musste mit den feinen Nuancen umzugehen wissen, Leif wusste das. Ob er sich dem beugen wollte, war hingegen eine andere Frage. “Die Wahrheit ist, dass wir die Castellanos nicht mehr auf dem Thron akzeptieren. Es ist simpel. Warum sollten wir Generation um Generation die gleiche Familie auf dem Thron des Großkönigs akzeptieren, wenn sie uns alle offensichtlich in den Ruin treibt.” Es war eine von den Wahrheiten, die Leifs Handeln und Prinzipien bestimmten, aber nichtsdestotrotz war sie eine Wahrheit. Mit der Eroberung von Eastergold Meadow konnte er persönlich genauso viel anfangen wie mit den hundert Rosenarten, die hier in den Gärten blühten; hätte er dahinter keinen Mehrwert gesehen, wäre er nicht so begeistert in den Krieg gezogen (und enttäuscht wieder abgezogen). “Warum müssen wir so tun, als würden wir Augusto damit nicht provozieren wollen, selbst in Aktion zu treten. Wir wollen den Konflikt doch. Liam ist nicht dumm, er weiß doch sicher, dass es nicht nur bei der Eroberung bleiben wird.” Den letzten Worten fehlte hingegen die Sicherheit aus dem Vorangegangenen. Nicht, weil er Liams Intelligenz anzweifelte - vielleicht höchstens die Existenz seiner Rückgrats -, sondern weil er auf Charles Bestätigung hoffte. Es würde doch nicht nur bei der Eroberung bleiben, oder?
Irgendwann, irgendwann würde Leif nicht nur hier sitzen und sich belehren lassen. Irgendwann würde er in den Rängen der Könige lautstark seine Position vertreten und weniger grün hinter den Ohren mit standfesten Argumenten dafür sorgen, dass man ihn als Ebenbürtiger respektierte, ihm vielleicht sogar mit Zögern und Angst entgegen trat. Sein Vater hatte ihm einmal erklärt, dass Charles sich nur deswegen so akribisch in die Diskussionen stürzte, weil er sich selbst noch in den Rängen der Könige beweisen musste, und Leif verstand, was er meinte. Beide Seiten. Es war frustrierend, ständig wie ein Kind behandelt zu werden, noch frustrierender, weil diese Behandlung gerechtfertigt war. All das, was er heute aus dem Gespräch mitnahm, würde sich hoffentlich absetzen und ihn wachsen lassen, statt nur der eingeschnappte Krieger zu sein, der nicht wusste, mit dem Adrenalin nach einer Schlacht umzugehen. Er musste wachsen, wenn er über sich hinauswachsen wollte und das Bild, was man von der jungen Generation hatte. Vor allem, wenn er über Leandros hinauswachsen wollte.
Mal ganz davon abgesehen, dass es ein merkwürdiges Bild war, Charles so innig mit seiner Familie umgehen zu sehen, noch dazu mit Aleena, merkte Leif doch langsam, dass sie ihre Unstimmigkeiten aus dem Weg räumten. Während er sich in einigen Ansichten belehren ließ (auch wenn er über das Gesagte sicher noch einige Nächte schlafen musste), schlug ihre Meinung über die Zukunft doch in eine gemeinsame Richtung. Er befürwortete das, was Charles über Augusto sagte, lächelte breiter über seine Worte und verschränkte die Hände vor seinem Bauch. Immer hielt er den Blickkontakt aufrecht und amüsierte sich darüber, wie leidenschaftlich sein Gegenüber über die Lachnummer eines Großkönigs sprach. Seine Augenbrauen schossen erst in die Höhe, als von Selbstopferung und Volksnähe die Rede war. “Du würdest alles aufgeben, um dein Volk zu retten? Ich habe dich eher als jemanden eingeschätzt, der an seiner Position festhält, um das Volk durch die schweren Zeiten leiten zu können. Zu ihrem Wohl natürlich.” Ob nun Wahrheit oder Unwahrheit, ob auf Worte Taten folgten, das alles ließ sich aus der Sicht eines Winterländers doch stark anzweifeln, bis er es schließlich mit eigenen Augen sah. Leifs Urteil nach machte man schon den ersten Fehler, wenn man überhaupt zwischen sich und dem Volk unterschied, aber das war eine Debatte für einen anderen Tag.
Leifs eisblauer Blick stach durch den Kerzenschein, während er die Frage mit einem kurzen, nachdenklichen Schweigen quittierte. Er wollte keine Namen nennen, weil er sich ihnen selbst noch unsicher war. Sein Vater, @"Ariald Stelhammer", würde niemals den Thron besteigen. Ob Leif den Thron wollte? Schließlich zuckte er nur mit den Schultern und antwortete, wie es von einem Winterländer nicht anders zu erwarten war: “Den, der es sich verdient.” So einfach konnte die Wahrheit sein. Nicht mehr und nicht weniger. “Augusto hat sich den Titel nicht verdient, und Leandros wird ihn sich nie verdienen.” Es war ein Versprechen an die Zukunft, in diesem Raum, wo nur Charles ihn hörte. Drei Herzschläge lang tanzten die Flammen der Kerzen in seinem Blick, dann kehrte endlich wieder Bewegung in den Hünen, als er sich langsam aus seiner ausgestreckten Position wieder in einen normalen Sitz zwängte. “Heute war ein langer Tag für dich. Ich danke dir, dass du dich trotzdem mit uns zusammengesetzt und dir meine Worte angehört hast.” Beschwerde, keine Beschwerde, immerhin die Wahrheit hatte heute ihren Platz gefunden und Leifs Kopf war zwar gefüllt mit vielen, vielen Informationen, die er erst noch verarbeiten musste, aber er fühlte sich nicht mehr ganz so unausgeglichen. “Ehrlich gesagt kann ich selbst gut ein Bett gebrauchen.” Ein schwaches, doch ehrliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel und setzte sich in seinem Blick ab, während er darauf wartete, dass Charles sich seinem Stand entsprechend als Erster erhob und ihr Treffen offiziell für beendet erklärte. Bei Heofader würde es nicht ihr letztes Treffen sein, dafür hatten sie beide gesorgt.
Irgendwann, irgendwann würde Leif nicht nur hier sitzen und sich belehren lassen. Irgendwann würde er in den Rängen der Könige lautstark seine Position vertreten und weniger grün hinter den Ohren mit standfesten Argumenten dafür sorgen, dass man ihn als Ebenbürtiger respektierte, ihm vielleicht sogar mit Zögern und Angst entgegen trat. Sein Vater hatte ihm einmal erklärt, dass Charles sich nur deswegen so akribisch in die Diskussionen stürzte, weil er sich selbst noch in den Rängen der Könige beweisen musste, und Leif verstand, was er meinte. Beide Seiten. Es war frustrierend, ständig wie ein Kind behandelt zu werden, noch frustrierender, weil diese Behandlung gerechtfertigt war. All das, was er heute aus dem Gespräch mitnahm, würde sich hoffentlich absetzen und ihn wachsen lassen, statt nur der eingeschnappte Krieger zu sein, der nicht wusste, mit dem Adrenalin nach einer Schlacht umzugehen. Er musste wachsen, wenn er über sich hinauswachsen wollte und das Bild, was man von der jungen Generation hatte. Vor allem, wenn er über Leandros hinauswachsen wollte.
Mal ganz davon abgesehen, dass es ein merkwürdiges Bild war, Charles so innig mit seiner Familie umgehen zu sehen, noch dazu mit Aleena, merkte Leif doch langsam, dass sie ihre Unstimmigkeiten aus dem Weg räumten. Während er sich in einigen Ansichten belehren ließ (auch wenn er über das Gesagte sicher noch einige Nächte schlafen musste), schlug ihre Meinung über die Zukunft doch in eine gemeinsame Richtung. Er befürwortete das, was Charles über Augusto sagte, lächelte breiter über seine Worte und verschränkte die Hände vor seinem Bauch. Immer hielt er den Blickkontakt aufrecht und amüsierte sich darüber, wie leidenschaftlich sein Gegenüber über die Lachnummer eines Großkönigs sprach. Seine Augenbrauen schossen erst in die Höhe, als von Selbstopferung und Volksnähe die Rede war. “Du würdest alles aufgeben, um dein Volk zu retten? Ich habe dich eher als jemanden eingeschätzt, der an seiner Position festhält, um das Volk durch die schweren Zeiten leiten zu können. Zu ihrem Wohl natürlich.” Ob nun Wahrheit oder Unwahrheit, ob auf Worte Taten folgten, das alles ließ sich aus der Sicht eines Winterländers doch stark anzweifeln, bis er es schließlich mit eigenen Augen sah. Leifs Urteil nach machte man schon den ersten Fehler, wenn man überhaupt zwischen sich und dem Volk unterschied, aber das war eine Debatte für einen anderen Tag.
Leifs eisblauer Blick stach durch den Kerzenschein, während er die Frage mit einem kurzen, nachdenklichen Schweigen quittierte. Er wollte keine Namen nennen, weil er sich ihnen selbst noch unsicher war. Sein Vater, @"Ariald Stelhammer", würde niemals den Thron besteigen. Ob Leif den Thron wollte? Schließlich zuckte er nur mit den Schultern und antwortete, wie es von einem Winterländer nicht anders zu erwarten war: “Den, der es sich verdient.” So einfach konnte die Wahrheit sein. Nicht mehr und nicht weniger. “Augusto hat sich den Titel nicht verdient, und Leandros wird ihn sich nie verdienen.” Es war ein Versprechen an die Zukunft, in diesem Raum, wo nur Charles ihn hörte. Drei Herzschläge lang tanzten die Flammen der Kerzen in seinem Blick, dann kehrte endlich wieder Bewegung in den Hünen, als er sich langsam aus seiner ausgestreckten Position wieder in einen normalen Sitz zwängte. “Heute war ein langer Tag für dich. Ich danke dir, dass du dich trotzdem mit uns zusammengesetzt und dir meine Worte angehört hast.” Beschwerde, keine Beschwerde, immerhin die Wahrheit hatte heute ihren Platz gefunden und Leifs Kopf war zwar gefüllt mit vielen, vielen Informationen, die er erst noch verarbeiten musste, aber er fühlte sich nicht mehr ganz so unausgeglichen. “Ehrlich gesagt kann ich selbst gut ein Bett gebrauchen.” Ein schwaches, doch ehrliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel und setzte sich in seinem Blick ab, während er darauf wartete, dass Charles sich seinem Stand entsprechend als Erster erhob und ihr Treffen offiziell für beendet erklärte. Bei Heofader würde es nicht ihr letztes Treffen sein, dafür hatten sie beide gesorgt.
