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my bare hands paved their paths
13.08.1016 - 23:00
Bordell
Safiyya bint Aldir Hafiz Al-Jazari

"versteck dich in 'nem Bordell" haben die gesagt
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Safiyya bint Aldir
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#11
Zu gut für alle Männer dieser Welt? Wieder sehr deutlich verdrehte sie die Augen und schüttelte den Kopf. „Träum was du willst, Straßenhund“, tat sie dann abwinkend ab. Wäre Hafiz unterrichtet worden und hätte er Lesen und Schreiben gelernt, wäre aus ihm vielleicht wirklich ein romantischer Poet mit Herz am rechten Fleck geworden. Aber Safiyya war sich sicher, dass ihr es dann an so einigem fehlen würde. Hafiz war einer der wenigen, mit dem sie offen sprechen konnte, ohne dass sie zu erwarten hatte, dass er dies ausnutzen würde. Oft genug war er ihr zu Hilfe geeilt und hatte sich adäquat um Schwierigkeiten gekümmert. Daher schätzten ihre Mädchen ihn auch hoch. „Du bist ein Poet“, zog sie ihn auf. „Ein nach Pisse stinkender Poet.“ Tatsächlich schmeichelten ihr seine Worte irgendwie auf eine seltsame Weise. Sie wusste, dass er das nicht sagte, um einen Rabatt bei ihren Preisen zu bekommen oder um ihr Herz zu gewinnen und sie später zu verletzen; sondern einfach, weil er es ernst meinte. Und das taten wenige Männer.

„Ein Königspaar, das gut zu seinen Untertanen ist?“, spuckte sie schnippische Worte aus. „Das glaubst du doch selbst nicht. Klingt, als wärst du Opfer einer erfolgreichen Propaganda geworden.“ Sie schüttelte den Kopf und rief dann ein lautes „Hey!“ aus, was von einem Schubsen gefolgt wurde. „Lass deine dreckige Spucke gefälligst in deinem Mund.“ Unmöglich der Kerl. Vor dem Baderaum blieb sie dann stehen und drehte sich für seine Frage um, um ihn besser mustern zu können. Mit einer Schulter lehnte sie gegen die Steinwand, während ihr Blick sein raues Gesicht musterte. Er war so eine schöne Abwechslung zu den geleckten Reichen, die hier ein und aus gingen. „Hmmm“, überlegte sie verbal und legte eine Hand an seine Wange, was den Unterschied ihrer Haut nur noch deutlicher machte. Während sie akribisch dachten achtete (achten musste), dass ihre Nägel gepflegt und ihre Haut eingecremt war, war Hafiz‘ Gesicht von Narben, Dreck und verkrustetem Irgendwas überzogen. „Wenn du fließend Lesen und Schreiben lernst, lasse ich dich sogar um meine Hand anhalten.“ Natürlich zog sie ihn nur auf, stieß sich dann von der Wand ab und wusste (oder hoffte?) dass er ihr das nicht übel nahm. Dann öffnete sie die Tür in den Baderaum und schüttelte den Kopf, um das Thema nochmal aufzugreifen. „Nein, Briefe und leere Versprechungen könnten mir nicht egaler sein.“, erklärte sie beiläufig und sah dann über die Schulter zu ihm. „Ridvans Kopf auf einem Teller würde mir mehr imponieren.“ Sie lachte leise und kümmerte sich dann um den Kessel.

„Lass das Lamentieren, du klingst wie ein Kind.“, tadelte sie ihn und deutete auf das Wasser. „Setz dich jetzt endlich ins Wasser. Ich ertrage deinen Gestank keine Minute länger.“ So schlimm war es gar nicht, wenn sie ehrlich war. Sie kannte den Geruch der Straßen und irgendwie roch Hafiz damit ein bisschen nach Heimat. Sie stellte sicher, das Wasser gut aufzuwärmen und fügte etwas Öl hinzu, das extra nicht nach Rosen duftete – wollte er ja nicht. Sie wählte herbere Kräuter, die ihm vielleicht besser gefallen würden. Schmunzelnd drehte Safiyya sich um und ließ den Blick kurz von oben nach unten gleiten. Sie wusste nicht, woran es lag, aber diese Rauheit, die beinahe rohe Gewalt ausstrahlte, war ihr um Welten lieber als ein gestriegelter Adeliger in teuren Gewändern. Sie machte einige Schritte auf ihn zu, bis sie nahe vor ihm stand und legte ihm die Fingernägel langsam auf die Brust. Sie reckte den Kopf und stellte sich ein klein bisschen auf Zehenspitzen, da er ein gutes Stück größer war. „Ich sagte: Ins. Wasser.“, flüsterte sie nochmal wesentlich vehementer und schob ihn mit den Händen zurück, damit er jetzt endlich in das Becken stieg. Dann ging sie zurück, um den Kessel mit heißem Wasser zu holen und diesen zu dem schon vorhandenen Wasser zu gießen, um es etwas aufzuwärmen. Musste reichen.

Aus einem Regal holte sie eine Bürste und zog neben den Becken die Schuhe aus. Vorsichtig setzte sie sich hinter Hafiz an den Beckenrand, tauchte die Bürste ins Wasser und begann dann, über seine Schulter zu reiben. „Naja“, begann sie und fuhr mit der freien Hand ein wenig über seinen Bizeps. „Wenn man dir etwas Ordentliches anzieht, kannst du dich schon sehen lassen.“ Oder wenn er einfach gar nichts trug. „Wieso lachst du?“, fragte sie dann, weil sie seinen Gedankengängen nicht ganz folgen konnte. Anschließend folgte eine dieser emotionalen Ausschweifungen, für die sie ihn nach außen hin immer verurteilte, sie insgeheim aber liebte. Leise lachte Safi, während sie mit der Bürste kreisend den Dreck von seinen Schultern schrubbte. „Wenn du Männer zwingst, mein Bordell zu besuchen, grenzt das ja fast an eine Vergewaltigung.“ Hafiz hatte immer die wildesten Ideen. Seine nächsten Sätze ließen sie mehr nachdenken. Sie merkte, dass er ihr die Sorge nehmen wollte, auf seine eigene Art und Weise. „Informationen sind auch meine liebste Währung. Aber sie zahlt keine Mahlzeit.“ Safiyya seufzte leise und ließ die Bürste etwas wandern, als sie an seiner Hüfte eine üble Wunde entdeckte. „Was ist da passiert?“ Sie griff nach einem Tuch, um die Wunde vorsichtig zu säubern. „Du weißt, dass du uns nichts bringst, wenn du dich von irgendjemandem umbringen lässt?!“ Tadel stand ihr nach außen hin eben besser als Sorge.
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Hafiz Al-Jazari
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#12
Vielleicht war sie es leid, dass ihr alle Männer erzählten, dass sie von ihr träumten? Und dieser Gedanke störte ihn! Niemand von diesen Dreckshunden hatte sie verdient, nicht mal, dass sie von ihr träumten! Erneut schlug er mit geballter Faust auf den Tisch. “Sie alle verdienen meine Hand um ihre Kehle”, sagte er lauter als beabsichtigt, weil er in Gedanken versunken war. “Du bist viel zu gut für sie alle. Ich schwöre dir, sollte ich mitkriegen, dass sich einer dir nähert, ohne, dass du das willst, zerstöre ich nicht nur sein Gesicht.” Die altbekannte Wut war sein ständiger Begleiter, und nun grinste er breit, wenn er daran dachte, dass er einem Arschloch mehr das Leben auspusten könnte. Wenn einer es wagte, Safiyya zu nahe zu kommen… es würde pure Freude wegen, diesen Bastard zu zerstören. Niemand legte mehr Hand an sie. Niemand legte mehr Hand an sie oder irgendjemand Anderen von den Amra Azili. Er hatte einen Schwur ausgesprochen und diesen würde er bis zu seinem letzten Atemhauch verteidigen. Alles Arschlöcher. Allesamt. “Ich weiß nicht, was ein Poet macht, aber nach Pisse stinke ich nur, weil ich mich zuvor geprügelt habe und dieser Trottel sich eingesaut hat. Dafür kann ich nichts.” Und dann sprach seine Geliebte über irgendwelche anderen hochtrabenden Dinge und er sah sie demonstrativ böse an. “Was ist Propaganda? Ich habe es nur aus erster Hand gehört und fand das nicht schlecht. Wenigstens saufen und fressen die Adeligen dort mit dem Straßengesindel. So etwas würde es hier nie geben. Du bist unendlich süß. Rouhi, mein Herz und meine Seele gehört dir.” Hafiz erkannte nicht, dass bedingungslose Liebe und Wut bei ihm häufig sehr arg umschwankte, und das in Windeseile, und noch weniger verstand er, dass das kein normales Verhalten war. Er war ein Mann der starken Gefühle, in welche Richtung sie auch immer gingen. Er machte keine halben Sachen, niemals.

Weil Safiyya ihn komplett in der Hand hatte und ihre Stimme lauter war als sonst, wusste er, er hatte etwas Falsches gemacht. Räudig wie ein Hund zog er seinen Kopf ein wenig ein, eine Reaktion, die er niemals machte, nur bei ihr. Immer nur bei ihr. Und er würde sich dafür hüten, nochmal hierher zu spucken, das schwor er bei Heofader. Als sie ihm ein Angebot machte, sah er wieder auf, mit großen, gefühlvollen Augen und einem Lächeln, das für viele irre galt. “Das nehme ich an, Frau meiner Träume. Für dich lerne ich sogar das Lesen und Schreiben. Und dann werde ich dich um deine Hand anhalten, solange, bis du Ja sagst. Und Ridvans Kopf schenke ich dir als Hochzeitsgeschenk, das verspreche ich dir. Heofader sei mein Zeuge.” Sie hatten ein gemeinsames Ziel und das war so viel wichtiger als alles andere. Sie beide verstanden sich auf eine Art und Weise, die tiefer rührte als normale Verbundenheit. Wut, Rache und der Kampf für das Richtige vereinte sie. “Unsere Hochzeitsreise wird in einem freien Sommerland stattfinden, und ich werde dir zu Fuße kriegen wie ein elendiger Diener, wenn du es von mir verlangst. Ich werde alle aus deinem Weg schlagen, wenn du danach verlangst. Ich bin Dein.”

Dann ging es auf ins Badehaus und er verzog missmutig seine Lippen. Keine Ahnung, was Safiyya immer mit ihrem Bad und dem Waschen hatte. Wenn er morgen ihr Haus verließ, würde er ohnehin wieder dreckig werden. Er konnte es nicht lassen, immer wieder zum Dreck zurückzukehren, in dem er auch geboren war, doch sie gab nicht auf und dafür liebte und schätzte er sie nur noch mehr. “Ja, ich geh ja schon. Manchmal bist du nicht nur Feige, sondern auch Kaktus zugleich.” Dann ließ er sich ins warme Wasser gleiten, welches seinen geschundenen Körper aufs Genüsslichste umschmeichelte. Vielleicht meinte Safiyya das, wenn sie von einem guten, heißen Bad sprach…? Wenn sie seine Schultern mit einer Bürste massierte und mit ihm redete, konnte er einmal in seinem Leben wirklich entspannen. Ein seltener Augenblick, weil er immer auf Hochdruck lief. “Ich habe ordentliche Sachen an, nämlich die, die einem sommerländischen, einfachen Mann entsprechen. Bei dir ist das was Anderes, weil du höher stehst als wir, aber bei mir es gerade richtig. Und das mit den Informationen stimmt. Aber es ist das älteste Gewerbe der Welt, sagt man, und ich glaube, es wird nie richtig schlecht laufen. Und ich lache, weil ich an meinen geliebten Heofader gedacht habe und deine Worte.” Dann bemerkte sie eine neue Wunde und Hafiz hob seine Schultern. Keine Ahnung, was sie meinte, also sah er nach unten und schnaubte. “Ich lebe doch! Und ich habe sein mickriges Leben ebenfalls verschont, er soll also dankbar sein. Und ich wusste noch nicht mal, dass ich diese Wunde überhaupt habe, ich spüre sie nicht.” Das war ebenfalls kein gutes Zeichen und nicht normal, doch mit Hafiz darüber zu sprechen war absolut sinnlos. Das Gefühl für seinen Körper hatte er schon lange verloren. “Zudem werde ich mich von niemandem umbringen lassen. Wenn ich sterbe, dann durch Heofaders oder meine Hand. Bist du eigentlich mehr in Gefahr, wenn ich mich hier bei dir verstecke?”
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Safiyya bint Aldir
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#13
[Bild: abcf9b2142a4944c9fd4fe023d569f37796f1458.gif]

Natürlich sonnte Safiyya sich in Hafiz Worten. Welche Frau würde das nicht? Und selbst die Skrupelloseste unter ihnen konnte einem Schmunzeln nicht widerstehen, wenn ihr Honig serviert wurde. „Na na na, Ahmar.“, tadelte sie ihn, weil er direkt die Blicke auf sich zog, als er mit der Faust auf den Tisch schlug. Aber sie wusste seine gute Intention zu schätzen und lehnte sich daher lächelnd näher an ihn. „Deshalb bist du absolut unverzichtbar“, ließ sie ihn wissen und schüttelte langsam den Kopf, während ihre beinah schwarzen Augen seine braunen musterten. „Wer würde all unsere Feinde zu diesem Gott schicken, dem du so sehr vertraust, wenn du nicht wärst?“

Sie beschloss dann, den heutigen Tag nicht damit zu verbringen, Hafiz die Gemeinsprache zu lehren, weil dieser scheinbar nur einen Bruchteil ihrer Vokabeln verstand, weshalb sie nur erschöpft seufzte. „Ein König, der mit dem Straßengesindel säuft? Das glaubst du doch selbst nicht.“ Tatsächlich konnte sie diesen Aussagen einfach keinen Glauben schenken. Könige waren so fern, so abgehoben. Ridvan saß in seinem verschanzten Palast und wagte kaum einen Blick nach draußen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es überhaupt irgendein Adel gab, dass sich freiwillig mit ihnen abgeben würde. Wobei, doch – da waren die in oder anderen Männer von Einfluss, die ihr Etablissement manchmal besuchten. Dabei waren sie dunkle Kutten gehüllt, trugen Kapuzen tief ins Gesicht gezogen und nahmen diese erst ab, wenn sie sich in einem verschlossenen Zimmer mit Vorhängen befanden. Lächerlich. Kaum einer von ihnen zahlte mehr, als er musste. Kaum einer von ihnen behandelte ihre Mädchen freundlich. Safiyya schüttelte den Kopf. „Nenn mich nicht so.“, entgegnete sie scharf. Sie war nicht niedlich. Einst war sie das gewesen – für Enon. Aber die Safiyya von damals hatte sie lange hinter sich gelassen.

Sie wollte sich jetzt endlich den angenehmeren Dingen zuwenden. Zum Beispiel einem Hafiz, der besser riechen würde als gerade eben. Seine Art war derart erfrischend, dass sie sich manchmal fühlte, als würde sie sich darin sonnen. Ihr Lächeln wurde tatsächlich zu einem Grinsen und sie betrachtete ihn. „Wenn du das schaffst, verspreche ich dir, dann kannst du alles von mir haben“, gab sie ihm verführerisch zu verstehen und führte ihn in den Baderaum weiter. „Das bist du doch jetzt schon, auch ohne Hochzeit.“ Und was für einen perfekten Mann sie sich dafür ausgesucht hatte, wenn sie ihn so betrachtete. „Ich mag dich tatsächlich stehend aber lieber als auf Knien“, musste sie loswerden. „Zu flehen passt nicht zu dir.“

Sie bereitete das Wasser und die Öle vor, während Hafiz klang wie ein kleiner Junge, der sich nicht waschen wollte. „Manchmal ein Kaktus und manchmal ein Raubtier“, sinnierte sie, den Kessel umrührend, vor sich hin. „Pass auf, dass ich nicht beiße.“ Schließlich begann sie damit, sich um seinen dreckigen Rücken zu kümmern und fragte sich, wann sie derart viel verkrusteten Dreck von jemandem hatte schrubben müssen. Vielleicht nie – das hier war ein richtiges Sportprogramm. „Wenn du das sagst… Dein geliebter Heofader könnte dir trotzdem manchmal raten, dich zu waschen. Ich habe sicher irgendwo eine einfache Leinenhose für heute Nacht, dann lasse ich deine Rüstung waschen und bis morgen früh trocknen?“, schlug sie vor. Das alte Blut, das daran klebte, war sicher nicht gesund für seine offenen Wunden. Um das, was er sagte, zu überprüfen, fuhr sie langsam mit einem Finger die Wunde entlang – vielleicht etwas unsanfter als angebracht. Und tatsächlich zuckte Hafiz kein bisschen. Der Mann war nicht von dieser Welt. Das Leben hatte ihn derart gebrochen, dass er kaum in der Lage war, derartige Schmerzen zu spüren. Welcher Gott ließ es zu, einen solchen Menschen zu erschaffen? Doch Safiyya schluckte ihren Spott herunter, weil sie die Heofader-Diskussion nicht erneut entfachen wollte. „Oder durch meine?“, fügte sie noch glucksend hinzu und widmete sich dann wieder dem schrubben.
Sie brauchte viel mehr Seife als bei irgendwelchen anderen Menschen und das Wasser um Hafiz färbte sich trüber und trüber. Automatisch und ausschließlich, um etwas mehr Druck aufbringen zu können, rutschte sie näher an den breiten Rücken, hinter dem sie sich gänzlich verstecken konnte, wenn sie wollte. Über seine Frage dachte sie ein wenig nach. „Wahrscheinlich“, war ihre wohl wenig zufriedenstellende Antwort darauf. „Die Wachen waren vor einigen Tagen hier gewesen und… haben alles ziemlich auseinander genommen. Einige Männer haben sie mitgenommen.“ Es war ihnen egal gewesen, ob diese gerade mit… ‚Dingen‘ beschäftigt waren. Sie hatten nicht abgewartet und keinerlei Scheu gehabt, Türen aufzureißen, Kissen herumzuwerfen und Schranktüren auszureißen. Sie hatten Stunden gebraucht, das Chaos zu beseitigen und der Abend hatte ein großes finanzielles Risiko gebracht.

Ein lauter Schlag, der aus Richtung der Eingangstür kam, ließ Safiyya zusammenzucken. Jemand hatte eindeutig die Eingangstür unsanft aufgerissen und plötzlich war Gebrüll zu hören, das sie nicht direkt zuordnen konnte. Kurz schnappte sie nach Luft und richtete sich rasch auf. „Wenn das Wachen sind, die wieder nach Männern suchen, wirst du dich verstecken und keinen Mucks von dir geben, verstanden?“, fuhr sie Hafiz auf der Stelle an. Sie wusste, wie impulsiv er war und wie sehr er Gerechtigkeit anstrebte, aber seine Sicherheit war wichtiger als alles andere. Er musste die nächsten Tage in der Stadt überstehen, ohne eingezogen zu werden. Nicht nur, weil sie ihn in ihrer Gruppe brauchten, sondern auch, weil sie ihn brauchte.

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Hafiz Al-Jazari
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#14
Hafiz wurde zu einem brandgefährlichen, tödlichen Hund, wenn es um Safiyya ging. Warum das so war, wusste er nicht, er dachte darüber auch gar nicht nach. Er hatte sie kennengelernt und hatte sofort gewusst, dass sie ab jetzt sein Herz in ihren lieblichen Händen trug. Er nahm keinerlei Befehle an, nur Heofaders und ihre, und er würde allen Menschen die Kehle rausreißen, wie ein blutrünstiger, abgerichteter Hund, der er nun mal in ihrer Gegenwart war. So hatte die schwarzhaarige Schönheit auch die Macht, ihn ruhig zu stellen, obwohl das Blut immer noch gefährlich in ihm kochte. “Ich werde sie alle zu ihm schicken, Banafsajiy, das verspreche ich dir. Er wird über sie richten und sie allesamt direkt in die Hölle befördern.” Er beugte sich über die Theke, was ihm nicht viel an Bewegung kostete, weil er quasi ein Riese war, und küsste sie dreckig schmatzend auf ihre duftende, weiche Wange. Sie war wirklich ein Geschenk des Gottes, den er so verehrte. Auf ihrem ganzen Körper wollte er Küsse verteilen, doch sein Mund war für ihre Seele zu schmutzig, das wusste er. Während sie im Himmel weilte, weilte er auf dem dreckigen Boden, doch das hinderte ihn nicht daran, alle zu verdammen, die sie auch nur falsch anblickten.

Auf dem Weg zum vermaledeiten Bad sprach Safiyya ziemlich scharf mit ihm, und unwillkürlich zog Hafiz verletzt seinen Kopf ein. “Ich widerspreche dir selten, aber ich kann nicht anders. Dir gehört mein Herz, Rouhi, und ich kann rein gar nichts daran ändern. Und wehre dich nicht gegen den Gedanken, dass es außerhalb unseres schmutzigen Wüstenreichs auch einen König gibt, der mit unsereins isst und trinkt. Wir haben es nur besonders schlecht erwischt.” Hafiz war kein Dummkopf (nun gut, meistens schon, aber in dieser Hinsicht nicht, so glaubte er zumindest), er glaubte den Erzählungen aus dem Winterland. Vor allem glaubte er Tyra, denn er vertraute ihr, und das tat er nur selten. Er wusste mit Sicherheit, dass sie ihn diesbezüglich nicht anlügen würde. Der Winterkönig soff mit dem elendigen Straßenvolk und sein eigener König ließ Kinder verhungern und verdursten. Es war eine verdammte Schande, und hätte Safiyya ihn nicht gerade zurechtgewiesen, hätte er erneut den Boden mit seiner Spucke vollgesudelt. “Mein Herz, ich flehe niemals, nur bei dir. Du hast mich seit Beginn an gefangen und ich werde mich nicht dagegen wehren. Alles andere ist schmutzig und bedeutungslos, doch du strahlst heller als die seltenen Sterne von Matariyya. Dafür werde ich mich nie schämen. Sieh dich doch nur an.” Hafiz konnte nur ungläubig den Kopf schütteln, bevor sie auch schon den Baderaum betraten.

Es roch viel zu gut und er war diesen Geruch nicht mehr gewohnt. Mehr noch, Hafiz glaubte nicht mehr daran, dass er so etwas wie warmes, sauberes und duftendes Wasser überhaupt verdient hatte. Doch diese brennenden Gefühle waren tief in seinem Innersten versteckt und niemand würde sie je erfahren. Diese Schuldgefühle waren ein langer Begleiter seinerseits, wie ein alter Freund, der immer wieder über seine Schulter sah. Seit er seinen Bruder verloren hatte… nun, ein Teil seiner Seele war grundlegend gestorben. Wie fauliges Fleisch einfach abgefallen. “Jedermann sollte sich vor dir in Acht nehmen, Banafsajiy, und hör jetzt auf, dauernd von meinem Dreck zu sprechen.” Hafiz klang fast beleidigt, was seine Stimme noch tiefer und brachialer machte. “Heofader hat für so etwas Banales keine Zeit und eine Leinenhose wäre perfekt.” Ein gemurmeltes, böses “danke” kam noch hinterher, doch Hafiz sah nur starr geradeaus. Berührungen, vor allem solche zärtlichen wie die von Safiyya, behagten ihm immer noch nicht, er war die brachiale Brutalität gewohnt, nicht mehr und nicht weniger. Doch sie war so liebevoll mit ihm und wusch den ganzen Dreck ab… Hafiz knurrte unbewusst. “Du hättest mich rufen sollen, Rouhi.” Er klang dabei nicht vorwurfsvoll, eher besorgt. “Haben sie dir wehgetan?”

Hafiz wolte noch etwas sagen, als es plötzlich einen lauten Schlag aus der Richtung der Eingangstür gab, der ihn sofort in Kampflaune brachte. “Ich werde mich niemals vor ihnen verstecken”, gab er scharf zurück und stand auf, in ganzer Mannespracht und schnaufend, weil die altbekannte Wut Besitz von ihm nahm. “Rouhi, du solltest an meiner Stelle hierbleiben. Und wenn nicht, dann geh nach draußen. Aber ich schwöre dir… ich werd´ sie alle umbringen, wenn sie dir wehtun.” Er ging Richtung Türe, legte sein Ohr an die Holzverkleidung und schloss seine Augen. Laute Rufe waren zu vernehmen, dann ein ängstlicher Schrei, und das war alles, was er brauchte. “Ich muss nach draußen, Rouhi, ich muss einfach.”
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Safiyya bint Aldir
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#15
Safiyya verzog das Gesicht, als sie einen Kuss auf die Wange bekam und schnaubte. Sie wollte kein weiteres Wort mit Hafiz über einen Gott verlieren, der nur die Reichen bedachte. Vielleicht würde er endlich die Klappe halten, wenn er in warmen Wasser saß und sich den Dreck von den Schultern schrubben konnte. “Ich weiß nicht, was mit dir nicht stimmt, aber all diese Prügeleien auf der Straße scheinen dir nicht zu bekommen”, entgegnete sie kopfschütteln und setzte ihn dann endlich in das Becken. Er verdeckte schon all die guten Räucherstäbchen mit seinem Pisse-Blut-Dreck-Geruch. Safiyya musterte den heute äußerst sentimentalen Hafiz genauer und schüttelte leicht den Kopf. Sie kam näher und hielt dabei vorsichtshalber ein wenig die Luft an. “Hafiz - können wir uns bitte auf die wichtigen Dinge konzentrieren? Deine Melancholie läuft bei mir gegen Mauern. Das weißt du.” Sie klopfte ihm kurz auf die Brust und kümmerte sich anschließend um seinen Rücken.

“Nein”, sie schüttelte den Kopf und dachte über den Besuch der Wachen nach. “Sie haben ein wenig randaliert und herumgeschrien - typisch Mann eben. Aber verletzt haben sie niemanden.” Den ein oder anderen Mann hatten sie aus den Schlafzimmern gezogen, und die Einnahmen waren in den Keller gerutscht. Sie zuckte zusammen, als es auf einmal lauter wurde. Auch Hafiz war direkt mit Safiyya aufgesprungen. “Hafiz.”, zischte sie harsch. “Nein!” Doch sie wusste, dass sie in diesen Dingen nicht gegen ihn ankommen würde. “Die ziehen dich ein, wenn sie dich sehen - Hafiz!”

Irgendwo war ein Kreischen zu hören und sie wusste, dass das einer von Hafiz Triggern war. Er konnte nicht mehr klar denken und wurde zu dem Tier, das seit jeher in ihm schlummerte. „Bitte – wir regeln das“, versuchte sie noch auf ihn einzuwirken, obwohl sie wusste, dass das nichts bringen würde. Sie schnappte sich noch ein großes Tuch, das sie ihm, während sie hinter ihm hereilte, über die Schulter werfen konnte, damit er sich nicht gänzlich nackt präsentierte. Natürlich blieb sie nicht wie von ihm gewünscht hier. Sie eilten in den Gang, wo drei oder vier Wachmänner bereits die Eingangstür eingetreten hatten und nun wie Affen im Flur standen. „Die Tür hat einen Griff, mit dem man sie öffnen kann, oder sind euch im Mutterleib keine Hände gewachsen?!“, rief sie den Wachen genervt entgegen und drückte sich geschickt an Hafiz vorbei. „Ich hab nur Männer aus dem Ausland hier – und Krüppel.“ Sie zeigte auf Hafiz hinter sich, während der Wachmann vor ihr schnaubte und auf den Boden spuckte. Er schien fast seine Zähne zu fletschen, während er seinen Blick durch das Etablissement schweifen ließ. Die meisten Mädchen waren in ihre Zimmer gelaufen und hinter ihnen war der Hintereingang zu hören, aus dem wohl der ein oder andere Freier geflohen war. “Sieht gar nich‘ aus wie’n Krüppel.“, raunte der Wachmann und nickte zu Hafiz. Safiyya hob abwehrend die Hände, während sie zwischen der Wache und Hafiz stand. Vielleicht würde letzterem ja eine gute Geschichte einfallen – oder er würde die Sache auf seine Art klären?
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